Fallbeispiel Schule.
Ich hatte in dieser Woche eine Fortbildung zum Thema "Wie geht man in schwierigen Situationen vor". Da hatten wir ein Fallbeispiel und zwar folgendes: Schülerin 15 Jahre, erscheint täglich vollkommen übermüdet, niedergeschlagen zum Unterricht. Sie ist immer Unforbereitet, wirkt abwesend und ist in sich gekehrt. Sie war eigentlich immer eine sehr gute Schülerin, hatt aber inzwischen nie die Hausaufgaben und bekommt nur schlechte Noten. Sie nimmt auch immer weiter ab, so das es in einen ungesunden bereich geht. In letzter Zeit häufen sich fehltage. Wie ist das entsprechende vorgehn?
Da ich von den antworten einiger Kollegen sehr entsetzt war, würde es mich interessieren wie ihr vorgehen würdet.
2 Antworten
Ich würde erst Mal das Gespräch mit der Schülerin suchen, fragen ob alles ok ist, sie dann sanft darauf hinweisen, dass einem aufgefallen ist, dass sie die Hausaufgaben immer seltener hat und im Unterricht nicht mehr so mitarbeitet wie früher. Da die wenigsten darüber (sofort) offen reden wollen, würde ich ihr dann sagen was notwendig ist, damit sie im Unterricht mitkommt und dass es ok ist, wenn sie nicht jedes Mal die Hausaufgaben hat, aber es schön wäre wenn sie sich wieder mehr beteiligen möchte. Dann noch seine Unterstützung anbieten und sagen, dass man immer da ist, wenn sie Mal wen zum Reden braucht oder sonst auch die Vertrauenslehrer (dann auch Namen nennen, weil vllt nicht jeder weiß wer das ist) und noch einen schönen Tag wünschen.
Wenn es sich dann so sehr verschlechtert, dass sie evtl versetzungsgefährdet ist, würde ich ein ernsteres Gespräch mit ihr suchen, noch Mal fragen was los ist und ihr den Stand der Dinge mitteilen, damit sie auch den Ernst der Lage sieht, aber gemeinsam mit ihr nach einer Lösung suchen wie man es verbessern kann. Also vielleicht kann man noch einen Vortrag halten oder wenn sie sich im Unterricht nicht beteiligt könnte sie mir die ab und zu die (Haus) Aufgaben auch per Mail zuschicken und dass ich mir sie dann anschauen würde. Ich würde auch noch sowas sagen wie "Versuche es doch Mal, ich weiß, dass du eigentlich kannst, aber wenn es nicht geht, dann geht es nicht".
Als Fachlehrer würde ich dann beim Klassenlehrer nachfragen ob irgendwas bekannt ist, was die Lage der Schülerin erklären könnte und als Klassenlehrer würde ich ein Gespräch mit den Eltern suchen. Falls es etwas "temporäres" ist wie z.B. Trauer um jemand Verstorbenen, würde ich der Schülerin einfach Zeit geben und Unterstützung bieten/auf Angebote verweisen, falls es aber etwas "schlimmeres" ist würde ich auch in die Richtung Psychologen, Familienarbeit/Sozialarbeiter etc. hinweisen und wenn es ganz schlimm ist vllt auch Kontakt mit dem Jugendamt aufnehmen. Aber alles nur wenn die Schülerin damit einverstanden ist.
Beim ersten würde ich erst Mal nur fragen wie es ihr geht und ob alles ok ist und danach evtl noch anmerken, dass sie ruhiger geworden ist
Deinen ansatz kan ich nachvollziehen! So würde ich auch ungefähr handeln
Was waren denn die Antworten deiner Kollegen, die dich so geschockt haben?
Einige Beispiele wären:
-ja dan muss sie halt mehr essen und sich anstrengen
-es reicht doch wen ich sie über ihren schulischen stand aufkläre, wen es dan nicht besser wird ist das ja nicht mehr meine sache
-…
Als Lehrer sollte man auch Ansprechperson sein, deswegen finde ich das nicht akzeptabel. Dass man sich so sehr der Verantwortung entziehen will. Man darf nicht vergessen, dass Lehrer auch prägende Personen im Leben eines Schülers sein können. Es gibt manche, an die erinnert man sich ein Leben lang.
Ja, und deshalb möchte zumindest ich das falls ich ein leben lang der Schülerin in erinnerung bleibe das ich zumindest als positiv in erinnerung bleibe.
An Unterstützung in einer schwierigen Situation wo man sonst vllt keine Hilfe bekommen hätte erinnert man sich, gerade weil sich viele nicht trauen etwas zu sagen oder selber ihre Situation als nicht so schlimm ansehen, damit sich andere keine Sorgen machen oder man nicht blöd angeschaut wird.
Genau deshalb waren die antworten meiner Kollegen für mich zum teil so erschreckend
Es kommt auch auf das Elternhaus drauf an, man hat hier schon schlimme Dinge gelesen.
.. sie nimmt immer mehr ab, so dass es in einen ungesunden Bereich geht...
Leider bemüht sich das Jugendamt selten umgehend um solche Fälle.
Das hat man von dem kleinen Alessio gehört. Er wurde vom Stiefvater zu Tode gequält, das Jugendamt hat die Situation gekannt und nicht gehandelt.
Es stand im Focus.
Und im ersten Gespräch würdest du wirklich nur auf die Schulischen aspekte eingehen? Oder auch auf die anderen beobachtungen?
Allerdings finde ich deinen Ansatz super!
“Aber alles nur wenn die Schülerin damit einverstanden ist“ Vorallem das ist wichtig, insbesondere wenn sie einem etwas anvertraut , da man dan nie das vertrauen missbrauchen darf. Nur in absoluten Ausnahmefällen und dan auch immer vorher über das nötige vorgehen informieren.