Warum wird Cannabis ständig verharmlost?

4 Antworten

Die Probleme und Risiken wie du sie beschreibst sind nicht korrekt. Die Psychosen z.b. sind insbesondere ein Problem wenn das Leute nehmen die sowieso in der Richtung ein Problemchen haben oder wenn sie noch im Wachstum sind. Nur als Beispiel, ersteres muss man genauso selbst wissen und vermittelt bekommen wie jemand der auf Nüsse allergisch ist diese nicht essen sollte. Und eine Legalisierung von Drogen an Minderjährige will eh niemand, wenn du aufgrund der Argumentation aber das Mindestalter auf z.b. 21 erhöhen wolltest würde ich da zumindest mitgehen.

Die Argumentation mit Alkohol ist gesellschaftlicher Natur nicht unbedingt inhaltlich. Alkohol hat ein höheres Schadpotential zum einen für einen selbst aber zum anderen auch für andere. Der gesellschaftliche Schaden wie auch der gesundheitliche ist schlicht potentiel höher, das ist absolut unumstößlich. Die wirkliche Problematik hier ist natürlich das jemand der Alkohol erlaubt sich nie glaubhaft hinstellen kann und etwas anderes verbieten kann ohne für informierte dumm zu wirken, es esseiden es handelt sich um etwas deutlich schädlicheres wie z.b. Heroin.

Du hast Recht das Cannabis ein gewisses Schadpotential hat, es hat im Gegensatz zu Alkohol aber auch nützliche Anwendungsgebiete. Z.b. hilft es Migränepatienten mit der Linderung der Symptome zu einem relevanten Anteil und wirkt hier verträglicher für die Organe als die typischen frei verkäuflichen schmerzmittel um nur ein Beispiel zu nennen. Aus meiner Sicht ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Cannabis möglich wärend es bei Alkohol nicht der Fall ist weil ist weil die Wirkungsweise schlicht dafür sorgt dass jemand enthemmed wird und dadurch potentiell automatisch überdosiert. Gesellschaftlich gesehen, geh Mal nüchtern auf ein Fest auf dem gekifft wird vs einem Fest wo gesoffen wird, es wird schnell offensichtlich welche Droge hier unproblematischer ist.Nicht falsch verstehen ich sage nicht dass jemand Cannabis nehmen sollte ( außer aus medizinischen Gründen) , aber diese Argument Alkohol würde als Vergleich nicht ziehen ist einfach Käse, wer auch nur einen Tropfen Alkohol zu auch nimmt und ein Problem mit Cannabis hat ist schlicht schizophren, ich verurteile davon ab keinen dafür dass er Alkohol trinkt und das vll auch nur in einem halbwegs vertretbarem Rahmen tut. Wenn jemand garkeine Drogen nimmt kann ich die Argumentation absolut nachvollziehen, sonst eher weniger. Auch abseits Alkohol kann ich im Supermarkt ohne Altersnachweis Zeug kaufen das gesundheitlich viel gefährlicher ist als Cannabis (Stichwort Zucker, aber auch genug andere Sachen) , und da stimmt dann einfach das Verhältnis nicht. Also ist nicht glaubwürdig.

Bei Fragen frag.

Grüße

Ich denke, dass ich einigermaßen viel zu dem Thema lese. Gerade hier auf gutefrage auch die Meinungen zu Cannabis von unterschiedlichsten Menschen. Dass es "ständig" verharmlos wird, ist mir da noch nicht aufgefallen. Natürlich gibt es immer wieder Einzelne, die Cannabis unterschätzen oder ihre eigenen positiven Erfahrungen verallgemeinern. Im Großen und Ganzen sind sich die Menschen der mit dem Konsum verbundenen Risiken aber bewusst, denke ich.
Dass du "ständig" verharmlosende Aussagen wahrnimmst, könnte an deiner Definition von Verharmlosung liegen. Manche erachten es ja bereits als verharmlosend, wenn man nicht in jedem zweiten Satz auf die Risiken hinweist. Könnte aber auch an einer einseitigen Content-Auswahl liegen oder aber Folge einer oder mehrerer kognitiver Verzerrungen sein, von denen alle Menschen mehr oder weniger stark betroffen sind. Ich spreche hier von selektiver Wahrnehmung.

Der Vergleich mit Alkohol bietet sich zwar in vielen Situationen an, insbesondere dann, wenn es darum geht, Doppelstandards aufzudecken. Abgesehen davon ist Alkohol aber sogar einigermaßen irrelevant, wenn es um Argumente für die Legalisierung von Cannabis oder anderen Drogen geht. Wenn ich da einmal kurz ausschweifend werden darf: Ich persönlich etwa bin für die Regulierung aller derzeit verbotenen Drogen. Nicht wegen Alkohol und auch nicht, weil ich diese für harmlos halte, sondern weil ich die Prohibition für einen unverhältnismäßigen Irrweg halte, unter dem

  • mündige Bürger in ihrer allgemeinen Handlungsfreiheit eingeschränkt werden,
  • gesunde und anständige Menschen kriminalisiert und pathologisiert werden,
  • kranke Menschen unnötig leiden, weil sie Angst vor Repressionen haben,
  • der Konsum aufgrund von Ersatzwirkstoffen und Streckmitteln schädlicher sind, als er sein müsste,
  • organisierte Kriminelle massive Profite einfahren und darüber weitere kriminelle Aktivitäten finanzieren.

Auf legale Drogen kann man außerdem Steuern erheben, die legale Produktion und der legale Handel schaffen Arbeitsplätze und man hat eine Menge Ressourcen anderweitig zur Verfügung, die derzeit zur Belangung der unter der Prohibition Kriminalisierten aufgewendet werden.

Wie man sieht, ist die Existenz von Alkohol mehr oder weniger irrelevant. Wie zuvor gesagt, geht es bei dessen Erwähnung in diesem Kontext meines Erachtens vor allem um Doppelstandards. Von diesen haben insbesondere konservative Politiker einige zu bieten. Dazu hatte ich mich z.B. hier einmal ausführlicher geäußert:

Warum ist Bayern so heuchlerisch? Alkohol ja, aber alles andere nein?, https://www.gutefrage.net/frage/warum-ist-bayern-so-heuchlerisch-alkohol-ja-aber-alles-andere-nein#answer-538504844

Abgesehen davon finde ich, dass du in deinem Text hier auch etwas sehr verallgemeinerst und unrichtige Aussagen tätigst. Du "malst" sozusagen "den Teufel an die Wand", wenn es um Cannabis geht. Das wäre das andere Extrem gegenüber der Verharmlosung.

Unrichtig ist z.B. die Aussage dass Cannabiskonsum fast immer dauerhaft betrieben wird. Das Abhängigkeitsrisiko ist bei Alkohol auch nicht wesentlich geringer als bei Cannabis, mitunter sogar höher. Mir sind jedenfalls keine Studien bekannt, die derartiges nahelegen.

Streckmittel hingegen sind vor allem ein Problem des Schwarzmarktes. Das ist ja gerade einer der Gründe, weshalb legalisiert wird, um die Qualität der Ware zu sichern. Auch das mit der "hohen Potenz" relativiert sich dann. Denn wenn man weiß, wie potent das Zeug ist, kann man es auch richtig dosieren. Hier bietet sich zufälligerweise wieder der Vergleich mit Alkohol an: Das ist, als würde man am Schwarzmarkt "Ethanol" bestellen und weiß nicht, ob man Bier oder Wodka bekommt. Im Laden hingegen kann man dank entsprechender Normen und Deklaration genau beurteilen, was man nimmt und wie viel man nimmt. Dann ist auch der "hochpotente Schnaps" kein allzu großes Problem mehr, weil man weiß, dass man entsprechend weniger davon trinken muss.

Dass Cannabiskonsum mit diversen gesundheitlichen Risiken einhergehen kann, ist kein Geheimnis. Je häufiger und mehr man konsumiert, desto größer sind diese Risiken. Auch das Alter spielt eine Rolle, etwaige Vorerkrankugen oder genetische Dispositionen und viele weitere Faktoren. Man weiß vorab nie so genau, wie man individuell darauf reagieren wird. Am schwersten wiegt vermutlich aber, dass Cannabis üblicherweise geraucht wird. Die schädlichste Konsumform überhaupt, bei der durch das Verbrennen erst zahlreiche Giftsoffe entstehen, die mindestens den Atemwegen schaden können.
Wer all das beachtet, kann vergleichsweise risikoarm Cannabis konsumieren. Die schwerwiegenden Folgen, wie du sie beschreibst, trifft eine Minderheit der Konsumenten. Ich möchte Cannabis nicht verharmlosen, aber auch nicht verteufeln. Ich möchte es so darstellen, wie es ist.

Allgemeine Infos zu den typischen Wirkungen und Nebenwirkungen sowie auch den mit dem Konsum von Cannabis verbundenen Risiken findet man z.B. hier:

Außerdem vielleicht interessant:

Woher ich das weiß:Hobby – Interessierter Laie ✅ Kein Fachmann, kein Arzt ❌

Ich glaube unterm Strich will man sich selber einfach besser fühlen, man relativiert seinen Konsum halt, dass wird bei jeder Droge der Fall sein.

Ich konsumiere gerne Cannabis, aber ich bin da ganz bei dir, kenne auch genug Kiffer die so denken, dass es völlig unbedenklich ist.

Das Stichwort wird wohl Bildung und Aufklärung sein


Lillieth94 
Beitragsersteller
 22.09.2024, 16:41

Ja, ich denke auch, dass Relativierung dabei eine große Rolle spielt. Danke!

Ich konsumiere nur 1x monatlich Cannabis. Woher kommt deine Aussage, dass fast jeder Konsument es dauerhaft/regelmäßig nimmt? Ich weis jetzt nicht in welchen Kreisen du dich so rum treibst, aber aus meinem Umfeld kann ich das jedenfalls absolut nicht bestätigen. Psychisch abhängig werden laut Studien nur 2% aller Konsumenten und das Abhängigkeitspotential liegt deutlich hinter Alkohol und Nikotin.

Und die Leute die ich kenne die es öfter nehmen, gehen trotzdem alle einer geregelten Arbeit nach. Ein regelmäßiger Alkoholkonsument aka Alkoholiker verliert in der Regel früher oder später alles - Arbeit, soziales Umfeld etc. ...

Aber vielleicht hängen meine Erfahrungen auch mit meinem Alter zusammen, ich bin Mitte 40. In jungen Jahren übertreibt man da wohl eher und probiert sich aus.

Was ist jetzt deine Lösung bzw. was verlangst du? Alkohol und Cannabis verbieten und damit für ein paar wenige Menschen dann Millionen anderer bestrafen die es verantwortungsbewusst nehmen? Aufklärung über die Risiken und Anleitungen zum Safer Use sind da viel wichtiger. Und ich finde es auch gut, dass Cannabis durch die Teillegalisierung aus der Schmuddelecke gekommen ist - denn die Leute, denen es tatsächlich Probleme bereitet (die gibt es zweifelsfrei, das streite ich nicht ab) können sich jetzt trauen offen darüber zu sprechen ohne Angst vor Strafverfolgung haben zu müssen.

By the way, die von dir angesprochenen Psychosen sind in weiten Teilen ein Resultat der Illegalität: Es sind chemische Streckmittel (künstliche Cannabinoide) vorhanden welche sich entsprechend auf die Psyche auswirken. Ausserdem kennt kein Dealer den tatsächlichen Wirkstoffgehalt, die verkaufen dass wo sie eben gerade dran kommen - und so kann es sein dass das Gras mal 10% THC hat und beim nächsten Mal dann 25% THC hat, schließlich können die das nicht so einfach im Labor analysieren lassen und es interessiert sie auch gar nicht. Für ungeübte Konsumenten und solche die ohnehin schon psychisch instabil sind mit den entsprechenden Folgen. Genau deshalb ist die Legalisierung ja so wichtig denn gekauft wird sowieso, egal ob legal oder nicht. Es gab auch schon vor der Legalisierung 5 Millionen Konsumenten...

Man kann über Cannabis denken wie man will, aber die Legalisierung ist schon ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn auch sehr stümperhaft und mit zu vielen Kompromissen. Da muss noch nachgebessert werden.