Ist unsere Gesellschaft krank?

7 Antworten

Schon vor 500 Jahren ( im Mittelalter ) konntest Du entweder als Bettler durch die Straßen ziehen, um dir Brot kaufen zu können, oder irgendwo als Knecht/Magd arbeiten, um Kost und Logis frei zu haben und ein paar Pfennige am Tag zu verdienen.

Das Prinzip gibt es auch heute noch, nur das es heute nicht mehr Magd und Knecht heisst, sondern LKW-Fahrer , Elektriker, Informatiker etc.

Auch musst Du heute nicht einmal betteln, sondern wirst vom Staat sogar noch versorgt.

Und ich kenne z.B. noch eine ganz andere Zeit, was Alkohol-Konsum betrifft. Heutzutage wirst Du im Restaurant ja sogar angesprochen, wenn Du ein Bier bestellt, ob mit oder ohne Alkohol .

Die Zahlen sind massiv rückläufig, zumindestens was den pro-Kopf Konsum an Reinalkohol betrifft.

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Zu meiner Lehrzeit ( Anfang 1990er Jahre ) war es z.B. noch "normal" , das während der Arbeitszeit schon mal 2-3 Bier getrunken wurden - und hinterher natürlich noch Auto gefahren wurde.

Von Niktotin spreche ich erst gar nicht. Familienfeste ( Ende der 70'er / Anfang der 80er Jahre) ohne graue "Wände" an Rauch , wo noch kleine Kinder ( ich ^^) mitten drin rumliefen gab es praktisch nicht. Da gab es keinen Nichtrauscherschutz , oder "Raucher mögen bitte rausgehen" .

Heute ist das alles nichts dagegen oder allenfalls "jammern" auf hohen Niveau.

 - (Gesundheit, Psychologie, Politik)

Sehr breit gefasste Frage, die aber in Anbetracht dessen, dass jeder zweite (!) Deutsche täglich Medikamente brauch, um über die Runden zu kommen, bejaht werden muss. Jene, die sich mit Drogen wie Hanf "selbst therapieren" werden dabei gar nicht mitgezählt ...

Tatsächlich ist die schlechte Volksgesundheit, heute eher die mangelnde Gesundheit der "Bevölkerung", das größte Problem dieser Zeit, welches sich nicht nur unmittelbar auf den Einzelnen, sondern weitflächig auf die Politik und Kultur hierzulande negativ auswirkt.


FlimmerFox  23.09.2024, 20:40

Etwa die Hälfte der Deutschen nehmen Medikamente ein. Das bedeutet nicht, dass sie anders nicht über die Runden kommen. Das Verhältnis zu Medikamenten ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Es gibt viele Menschen, die Medikamente gegen Heuschnupfen, Migräne, Magen-Darm-Problemen, Übergewicht, Aufregung oder ähnliche "eher harmlose Dinge" einnehmen. All diese Leute könnten darauf verzichten, aber ziehen Medikamente vor, weil es eine simple Hilfe ist.

Allumfassung  23.09.2024, 20:54
@FlimmerFox

All diese Dinge sind ja nicht der Normalfall; Herz- und Magen-Darm-Probleme, für die man Medikamente braucht, weil man ansonsten Schmerzen hat oder gar lebensgefährdet ist, sind Krankheiten, die bei gesunden Menschen nicht oder nur sehr selten vorkommen; wer sowas täglich nimmt, und das tut wie erwähnt jeder zweite in der BRD, ist mitnichten gesund.

FlimmerFox  23.09.2024, 21:38
@Allumfassung

Ja, jetzt bewegen wir uns ins Kleinste hinein. Natürlich kann man definieren, dass Menschen mit Lampenfieber oder Heuschnupfen krank sind. Aber unter diesen Gesichtspunkten sind ja 100% der Weltbevölkerung krank und es gibt den Zustand gesund nur in der Theorie.

Allumfassung  23.09.2024, 21:40
@FlimmerFox

Wer täglich Medikamente brauch, ist auf jeden Fall nicht gesund; egal um was für Kleinigkeiten es sich da handelt.

Es geht hier nicht um jemanden, der ein mal im Jahr eine Erkältung hat.

FlimmerFox  23.09.2024, 21:42
@Allumfassung

Seh' ich nicht so. Menschen, die regelmäßig oder sogar täglich Medikamente einnehmen, weil sie keine Lust auf Heuschnupfen, Lampenfieber, Migräne haben oder unter nicht heilungsbedürftigen Syndromen leiden, sind meiner Ansicht nach nicht direkt krank.

Allumfassung  23.09.2024, 21:47
@FlimmerFox

Lust hat da wohl niemand drauf, der Normalzustand ist es aber keineswegs, darunter täglich zu leiden; dementsprechend ist es per definitionem krank.

Das ist sie in der Tat. Einen gesunden Menschen findest du nicht. Zumal wonach gesund? Also welchem Maßstab? Die Natur ist so chaotisch, das es Vollkommenheit nicht erreichen kann. Alles ist ewg‘es Streben. Das ist der Grund, warum Mensch die Kultur entwarf, um das Wilde, Unbeständige ja Unverstandene zu normieren. Das war also nie anders.

Es kommt allerdings hinzu, dass wir derzeit in einer sehr narzisstischsten Gesellschaft im Abendland leben, die einen solchen ICH-Bezug erst ab der Moderne erhielt. Folge von diesem Zeitgeist sind spirituell, menschliche entleerte Zivilisationen, die aus dem niemals endenden Hamsterrädern, den Menschen nicht beglücken können und sogar aktiv daran hindert. Der Mensch ist ein soziales und individuelles Wesen und zerbricht an diesem Gegensatz.

Heutztage hast du allenfalls Symptombekämpfungen, da selbst die Pseudoliberalen und einige der Kulturoptimisten dies realisieren, aber keine adäquaten Antworten haben.

Leben wir in einer Leistungsgesellschaft?

Nein, niemand muss große Leistungen erbringen, um zu überleben. Nein, die Menschen, die am meisten Leistung darbringen, werden nicht am meisten belohnt. Ja, es gibt Menschen, die dem Gedanken erliegen, man müsse etwas Bestimmtes leisten.

Drogenprobleme?

Ja, Drogen sind ein Problem, wie Glücksspiel und Fettleibigkeit. Aber wie soll das Thema angegangen werden? Und wer ist dafür zuständig? Wir wissen, dass es an Persönlichkeitsmerkmalen von bestimmten Personengruppen liegt, die diesen Problem erliegen.

Gruppenzwang und Unverständlichkeit?

Versuch dich dem Gruppenzwang zu entziehen. Unser Vorfahren hätten nichts erreicht, hätten sie sich dem Gruppenzwang nicht entzogen und der Unverständlichkeit nicht gestellt. Menschen wählen oft den einfachen Weg der Masse - das ist leider so.

Ist unsere Gesellschaft krank?

Sie ist wunderschön und doch so kaputt.

Krank sind wir alle ein bisschen mit unseren Süchten und vielleicht seltsamen Vorstellungen von "wichtig" und "unwichtig".

Dennoch können wir selbst entscheiden, wie weit wir diesen negativen Seiten unseres Daseins nachgeben wollen und inwieweit wir "gut" und "gesund" leben wollen.

Ich kann meistens selbst entscheiden,

  • ob ich Alkohol trinke
  • ob ich Zucker / übermäßig esse
  • ob ich Nikotin zu mir nehme
  • ob ich mich von Drogen berauschen lassen will
  • ob ich mich sportlich / körperlich betätige
  • wie viel online-Zeit mir gut tut
  • wie ich meine persönliche Work-Life-Balance gestalte
  • was ich für Geld alles tue
  • welche und wie viele Konsumgüter ich meine haben zu müssen
  • wie intensiv und auf welche Weise ich Kontakt zu meinen Mitmenschen pflege
  • wie viel Zeit ich mir für die Dinge nehme, die mir wichtig sind

Das meiste, was uns nicht passt, können wir ändern.

Je gesünder der Einzelne, desto gesünder die Gesellschaft.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung