Im Studium stecken geblieben/Psychische Probleme?
Hallo zusammen,
Meine Frage ist etwas speziell und ich weiß dass ich hier nicht die Lösung des Problems finden werde, aber vielleicht hat jemand einen Anstoß oder Ähnliches oder war mal in einer ähnlichen Situation. Ich bin mit 17 ausgezogen, erst Auslandsjahr, dann erstes Studium, dann das zweite Studium. Ich bin in der zweiten Station mehrfach umgezogen und hatte teilweise eine echt gute Zeit in verschiedenen WGs und neuen Bekanntschaften, Beziehungen und halt dem Studium. Wegen kleinerer Probleme (familiär, problematischer Umgang mit Alkohol weil die Partys sich ziemlich gehäuft haben und leichter Antriebslosigkeit) habe ich dann nach mehreren Anläufen eine Psychotherapie angefangen, die mir auch sehr geholfen hat in manchen Bereichen. Zu der Zeit kam dann jedenfalls Corona und das Studium ging wieder viel leichter von der Hand, weil online alles einfacher war und zeitgleich die Therapie lief.
Dann war Corona vorbei, die Therapie ist ausgelaufen und ich hatte ein paar "leere" Semester, in denen ich nicht in die Uni gegangen bin sondern u.a Bachelorarbeit geschrieben habe usw. Ich bin dann auch nochmal umgezogen, nach 5 Jahren WG in eine Einzelwohnung. Ich hab die neue Ruhe auch sehr genossen und mich weiterhin an die Werkzeuge der Therapie gehalten.
Und dann, letzten Sommer, gings halt wieder in die Uni - ohne Masken, ohne BEschränkungen usw. und ich war eig. das erste Mal seit bestimmt 3 Jahren unter Leuten. Und ich habe gemerkt, dass die Zeit dazwischen schon etwas mit mir gemacht hat...ich tue mich schwerer, Anschluss zu finden, was früher echt gar kein Problem war. Aber ich bin jetzt halt 27, ein erwachsener eher zurückhaltender Mann, in meinen Seminaren sind hauptsächlich jüngere Frauen. Und auf einmal habe ich mich in dieser Situation wiedergefunden: alleine in einer Stadt weit weg von zuhause, die Freunde aus dem Studium schon weiter als ich, die WGs haben sich in alle Winde zerstreut, die Beziehungen haben nicht gehalten...und ich bin wirklich gut im Alleinsein. Ich hatte immer gute Freunde, aber ich konnte auch durch Phasen der Einsamkeit gehen.
Aber die Anforderungen des Masterstudiums, die Coronazeit im Nacken, keine guten Sozialkontakte, keine unterstützende Therapie...nur der Sport. Ich habe das ein Semester gut gemeistert und alles geschafft, es war aber ein ziemlicher Kraftakt und in der Sommerpause bin ich in ein richtiges Loch gefallen, als ich in der Heimat war.
Als ich dann letzten Herbst wieder hier war, habe ich gemerkt: ich schaffe das so nicht. Ich kann verstehen, wenn mich Leute jetzt für eine Heulsuse halten oÄ, aber ich habe wirklich schon alle möglichen Situationen gemeistert und halte mich für ein recht robustes Kerlchen. Aber ich hab gar nichts mehr auf die Reihe bekommen, habe mich völlig isoliert, bin nicht mehr raus gegangen, habe wieder angefangen zu rauchen (mega dumm in der eigenen Wohnung) und habe den lieben langen Tag im Bett gelegen und auf Bildschirme und an die Decke gestarrt. Zeitweise war ich dann auch in der Heimat, was in dem Alter wirklich gar nicht mehr funktioniert. Ich habe zu der Zeit eine starke Sozialphobie entwickelt und mich nicht mehr zum Edeka um die Ecke getraut.
Der Grund, warum ich das hier schreibe, ist: das ich einfach nicht mehr weiter weiß. Meine Eltern sind jetzt in Rente, d.h. das Geld wird knapp und ich will sie nicht enttäuschen, weil die schon mit meinem Bruder zu kämpfen haben und auch nicht mehr ganz fit sind...und ich sehe keinen Sinn mehr darin, mir wieder eine neue Therapie zu suchen, ich traue mich nicht arbeiten zu gehen obwohl ich wirklich schon jeden Job gemacht habe und langsam das geld ausgeht. Und so sitze ich jetzt hier in meiner kleinen vollig verrauchten Zelle, ohne Freunde in der Nähe, ohne IRGENDEINEN Kontakt mal zu einem weiblichen Wesen seit Ewigkeiten und mit einem Herbst vor der Nase, von dem ich nicht ansatzweise weiß, was er bringen soll. Ich will eigentlich nur weg hier aus der Stadt, ich will eig nie wieder da in die Uni gehen, alles ist so bekannt, ich hab es so satt alles. Aber wohin, vor allem in diesem momentanen gehandicapten Zustand?
Ich muss unbedingt was ändern, aber wo anfangen? Es gibt zu viele Baustellen und ich komme in keine Positivität, die schlechte Laune atmet mir schon entgegen wenn ich die Wohnung betrete. Ich weiß, dass klingt alles super negativ und pessimistisch, aber ich fühle mich echt besch*ssen seit ziemlich langer Zeit und schaffe es nicht mehr, mir selber zu helfen, was mein gesamtes Leben über auch in Krisenzeiten geklappt hat. Ich hab auch schon super viel ausprobiert an Jobs, Studium, Städten, Ländern, Freunden, Verhaltensweisen, Sportarten etc. und irgendwie geht mir die Zuversicht flöten, dass aus mir nochmal was wird. Ich kann die Enttäuschung jedes im Gesicht meines Vaters ablesen, wenn wir uns sehen.
Ich schäme mich so krass, wo ich mittlerweile angekommen bin. Viellicht hat ja jemand ein bisschen Zuspruch oder eine Idee. Danke im Vorraus, falls überhaupt jmd bis hierher geles
1 Antwort
Hallo, erst einmal: Das war ein ganz schön langer Text, wow. Jedoch habe ich mir diesen bis zum Ende einverleibt und muss sagen, dass deine Situation sehr unschön klingt.
Ich kann leider nicht behaupten, dass ich mich sehr mit dieser Situation identifiziere, dennoch gibt es einige Aspekte, die mir persönlich bekannt vorkommen.
Die soziale Isolation ist mir nur allzu bekannt und bedauerlicherweise geht es mir genauso wie dir in dem Aspekt, dass ich mich daran gewöhnt habe. Ich sehe, dass du bereits einmal in Therapie warst und ich finde, dass das immer ein mutiger Schritt ist, den sich viele nicht trauen. Und, ohne um den heißen Brei herumzureden, deine momentane Situation klingt (leider?) so, als müsstest du diesen Schritt nochmal wagen oder wenigstens in nähere Erwägung ziehen. Ich weiß, du hast geschrieben, dass das für dich keinen Sinn machen würde, aber ich denke, schaden kann es nicht.
Doch ist dort eben der Aspekt mit dem Geld, den du erwähntest. Ein Vollzeit-Job verlangt einem Einiges ab und ich kann verstehen, dass du dich momentan nicht in der Lage siehst, dich zu so einer Verpflichtung zu zwingen. Aber wie wäre es zunächst mit einem Minijob oder ähnlichem, um zumindest etwas finanzielle Sicherheit zurück in dein Leben zu bringen? Zumal hilft es dabei, sich nicht mehr so sehr zu isolieren, da man sich aus seinem kleinen Kämmerchen zwingen muss (ich weiß, wovon ich da rede).
Du erwähntest, dass du bereits viel ausprobiert hast, und dir die "Zuversicht flöten" geht, und ich finde, das ist eine unglückliche Aussage. Klar, jeder kann sagen "Oh, sei doch nicht so pessimistisch, einfach Kopf hoch, lächeln und dann wird das schon", aber das ist überhaupt nicht das, was ich damit ausdrücken will. Jedoch ist die Art und Weise, wie man sich selbst und seine Zukunftsaussichten betrachtet teilweise ein sehr entscheidender Faktor dafür, ob Dinge klappen. Ich selber merkte, dass Pessimismus mich weniger weit im Leben gebracht hat, als einmal an etwas zu glauben. Aber das ist natürlich einfacher gesagt als getan.
Man kann sich eventuell online Freune suchen, um erst einmal über seine soziale Isolation hinwegzukommen. Das ist aber nicht jedermanns Sache. Sozialphobien sind leider sehr sehr behindernd und können einem im Leben viele Türen verbarrikaddieren. Kenne ich nur allzu gut.
Leider gibt es keine einheitliche Formel, um solche Probleme zu lösen, wäre ja auch viel zu schön, um wahr zu sein. Und deine Situation klingt sehr komplex, das muss ich zugeben. Dementsprechend kann ich natürlich nicht flächendeckend weiterhelfen. Jedoch hoffe ich natürlich, dass du es schaffst, aus deinem Tief herauszukommen.
Ich glaube an dich, denn ich habe schon andere Leute an ganz anderen Tiefpunkten ihres Lebens gesehen, die es geschafft haben, sich zurück ins Leben zu kämpfen.
Viel viel Glück dir <3