Blickwechsel – Deine Fragen an eine blinde Person

xMarisax930 stellt sich vor:

Ich bin 18 Jahre alt und werde ab Oktober das Lehramtsstudium in den Fächern Latein und Geschichte aufnehmen. Nachdem ich letztes Jahr an einer Regelschule mein Abitur gut gemeistert habe, stecke ich momentan in den letzten Zügen meines freiwilligen kulturellen Jahres. Ich liebe es, Fremdsprachen zu lernen, zu singen und Klavier zu spielen und mich mit Menschen auszutauschen. Dass ich außerdem von Geburt an vollblind bin, ist für mich eine Eigenschaft von vielen.

Man gilt als sehbehindert, wenn man auf dem besseren Auge weniger als 30 % Sehkraft hat. Es erscheint logisch, dass in einem solchen Fall die Bedürfnisse ganz anders sind als bei mir: Wo ich mit Laptop und Braille-Lesegerät, der Braillezeile, arbeite, nutzen Menschen mit Restsehvermögen meist eine Vergrößerungssoftware und brauchen farbliche Kontraste, was für mich hingegen irrelevant ist. Ich kann hier also nur aus meiner Perspektive sprechen und nicht das gesamte Spektrum der Seheinschränkungen abdecken.

Mir ist es wichtig, Berührungsängste gegenüber Menschen mit Seheinschränkung abzubauen und das Bild zu verändern, das viele vom Leben mit Blindheit haben. Wir leben heute in einer Zeit, in der blinden Menschen so viele Türen offen stehen. Dass KI mir beispielsweise Bilder beschreiben kann, bereichert mich und erhöht meine Unabhängigkeit ungemein. Gleichzeitig wird es immer Alltagstücken geben, die nur mit sehender Hilfe bewältigt werden können. Deshalb gebe ich Workshops an Schulen mit dem Ziel, durch Wissensvermittlung über Blindheit beiden Seiten einen umsichtigen Umgang auf Augenhöhe zu vereinfachen. Bei dieser Blickwechsel-Aktion – der Titel hätte treffender nicht sein können! – möchte ich euch einladen, ungefiltert alle Fragen zu mir und/oder meiner Beeinträchtigung loszuwerden, die euch in den Sinn kommen.