Ich finde es daneben, die Diskussion unter dem Begriff "Schuld" zu führen.
Der Begriff "Schuld" impliziert ein Fehlverhalten, das geächtet (schlecht) ist, sanktioniert wird, vermieden werden sollte und auch vermieden werden könnte, wenn man sich nur genug bemühen würde.
Menschen, die nicht dem gesellschaftlichen Norm-Maß oder Mainstream entsprechen, sind jedoch nicht deshalb "schuld" oder gar "schuldig".
Es gibt verschiedene Einflussfaktoren, die dazu führen, dass ein Mensch so geworden ist, wie er gegenwärtig ist oder sich darstellt. Es gibt die Genetik, die Sozialisation, die Lebensumstände, die eigene Einstellung, die Bereitschaft, an sich selbst zu arbeiten und glückliche Fügungen für Begegnungen mit Mitmenschen, die Akzeptanz zeigen.
Menschen, denen es nicht gelingt, Partnerbeziehungen aufzubauen, tragen einen Teil der Verantwortung dafür selbst. Wie hoch dieser Anteil ist, lässt sich schlecht in Prozenten ausdrücken.
"Die Gesellschaft" hat an diesem Umstand auch ihre Anteile. Jedoch ist die Gesellschaft ein schwammiger Begriff, der nicht greifbar gemacht werden kann. Niemand Konkretes hat hier die Aufgabe oder Pflicht, sich um jeweils einzelne Incels zu kümmern und dafür zu sorgen, dass sie einen Partner / eine Partnerin abbekommen.
Allerdings gibt es schon eine staatliche und gesamtgesellschaftliche Verantwortung, Maßnahmen gegen grassierende Einsamkeit zu unternehmen.