Was ist Nihilismus?

14 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Der Wiki- Artikel ist aber gar nicht schlecht. Wenn du den nicht verstehst, könntest du dir behelfsweise den Film "Zur Sache, Schätzchen" (siehe Wiki) ansehen. Werner Enke mimt da überzeugend den Schmalspur-Nihilisten vor der 68er Revolution.

Der Nihilist glaubt nicht nur an nichts, er ist auch überzeugt, dass es nicht nötig ist, überhaupt etwas zu haben, an das man glauben könnte. Keine Unterscheidungskriterien für Gut und Böse, keine Moral, kein Ziel. Einfach nichts. Das ist auch mit minimalem intellektuellem Aufwand möglich.

Nicht zu verwechseln mit dem Anarchisten, der ist schon eher ein Idealist und hat einiges in der Birne.


miramanee  20.08.2009, 10:08

Und der Unfug wird auch noch als beste Antwort ausgezeichnet. Ich bedauere in der Tat jeden Menschen, der von Dir unterrichtet wird.

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cyberoma  20.08.2009, 10:22
@miramanee

Wie willst du wissen, was Blacky hilfreich findet? Vielleicht hat er Humor!
Ich hätte statt dessen die Kurzfassung eines Lehrbuches hinschreiben können - aber ich unterrichte gar nicht...

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FlammiferAera  20.08.2009, 10:30

Ich weiß nicht ob er Humor hat, ich aber!!!

"Nicht zu verwechseln mit dem Anarchisten, der ist schon eher ein Idealist und hat einiges in der Birne." > xD Anarchist=Idealist xD

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cyberoma  20.08.2009, 11:48
@FlammiferAera

das Thema ist richtig interessant! Der Anarchist glaubt, dass durch die Abschaffung der "Gesetze" (im weitesten Sinne) ein idealer Zustand erreicht werden kann, der für alle eine Verbesserung darstellt. Wenn das kein Idealismus ist! Der Nihilist hingegen glaubt gar nichts.

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dumbiduumbdum  10.03.2016, 08:51
@cyberoma

Wieso gehst du von der Annahme aus, dass der Nihilist nicht viel in der Birne braucht um nichts zu glauben ?
Ist das nicht gerade eine herausforderung an überhaupt nichts zu glauben ? :)

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EasDieBurger  09.08.2016, 15:32
@dumbiduumbdum

Warum heißt es denn jetzt, dass Nihilisten an nichts glauben? Klingt, als wäre der Nihilist mit Artheisten und Agnostiker im regligösen Sinne zu vergleichen. Ich war immer der Meinung ein Nihilist ist jemand, der die Sinnlosigkeit in allen Dingen erkennt, rein nach dem Motto "es wird sich nichts ändern durch diese Tat, diesen Gedanken, mein Leben, mein Schaffen. Und wenn doch, wird die Welt und unsere Existens eh bald nicht mehr sein" - in etwa, oder irre ich mich?

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Lateinisch "nihil" für "nichts". Im Rahmen dieser Tatsache sieht man den Nihilismus als eine philosophische Weltanschauung von der Nichtigkeit, Sinnlosigkeit alles Bestehenden; des Seienden. Auch ist es eine weltanschauliche Haltung, die alle positiven Zielsetzungen, Ideale, Werte ablehnt; völlige Verneinung aller Normen u. Werte.

Das mag alles so stimmen, aber es betrifft es nicht immer alles gleichzeitig. Das ist vergleichbar mit dem Begriff "Zeit" im Kontext zur Vielseitig- und Vielschichtigkeit. Wenn man "keine Zeit hat", dann bedeutet das auch nicht, man würde sich außerhalb linearer Interaktion befinden, sondern drückt damit eine Spanne innerhalb der Linearität aus, in der man für Hilfe oder was auch immer nicht zur Verfügung stehen kann.

Nihilismus kann man nicht einfach über einen Kamm scheren. Wenn jemand die nihilistische Neigung hat alle Normen und Werte völlig zu verneinen, dass ist das etwas anderes als die nihilistische Ansicht von der Bedeutungslosigkeit allen Seins. Was aber wiederum nicht heißen muss, dass man absolute Nichtigkeit sieht.

Beispiel: Ein Mensch vertritt die Ansicht, dass das Universum nur existiert um zu existieren. Kein Plan. Keine Intention. Es besteht einfach aufgrund zufälliger, physikalischer Interaktionen. Weiter ist dieser Mensch davon überzeugt, dass die Summe all der Dinge, die Menschen oder sonstige Lebewesen in diesem Universum tun, am Ende im Nichts verschwinden und für alle Zeiten und darüber hinaus vergessen sein werden. Eine wahre nihilistische Ansicht. Das muss aber nicht bedeuten, dass dieser Mensch das Leben und die Existenz an sich verneint. Im Rahmen seiner Existenz sieht er sich dennoch erfüllt und interagiert mit den Menschen und der Gesellschaft in einem gutem Niveau.

Man darf niemals den Fehler begehen und die komplexen Zusammenhänge verlieren. Nur wer das versteht, begreift und am Ende auch anwendet hat wirklich die wahre Bedeutung entdeckt. Begriffe muss man mit Vorsicht genießen und genau betrachten wie sie jemand einsetzt.

Beispiel: Angenommen ich sage zu Dir ich finde Nationalsozialismus als eine der geilsten Philosophien, die man sich nur entfernt vorstellen kann. Wie ist Deine erste Reaktion? Wirst Du mich mit dem Regime aus dem zweiten Drittel des vergangenen Jahrhunderts vergleichen, mich beleidigen, mich erniedrigen, mich nieder reden und den Kontakt zu mir abbrechen, ganz wie man es Dir eingeprägt hat? Oder wirst Du das Wort betrachten und einen anderen Kontext erkennen und verstehen?

Nationalsozialismus ist ein Wort, das zwei wichtige Aussagen beinhaltet: "National" und "Sozialismus". Beim ersten wird beschrieben, dass etwas die Nation betrifft, also zu ihr gehört. Und Sozialismus ist eine Staatsform, die auf gemeinschaftlichen Besitz zielt. Eigentum ist dort aber auch gegeben. Es geht primär darum, dass mindestens alle die gleichen und erforderlichen Existenzgrundlagen besitzen (Wohnung, Kleidung, Essen, etc.). Kombiniert man beide Wörter, sagt es aus, dass ein Volk innerhalb seiner Grenzen darum bestrebt ist das Wohl aller Bürger zu verfolgen ohne jemanden auszuschließen. Erst danach gibt man sich international. Wie Du erkannt hast, hat dieser Begriff nur dahin gehend etwas mit H-i-t-l-e-r und seinem Regime zu tun, da er diesen für seine faschistischen Ziele missbrauchte. Der Begriff selbst hat damit aber selbst nichts zu tun. Schließlich wird auch nicht das Wort "Messer" und/oder "Kettensäge" ab sofort ausschließlich mit einem bestimmten Mörderquartett assoziiert und verschmäht, nur weil die ihre Mitmenschen damit brutal um ihr Leben bringen. Einen besonders positiven Wert erhält "Nationalsozialismus", wenn man im Tenor meiner Erklärung die Menschheit, also den ganzen Globus als Nation ansieht.

Lasse Dich also in Deinem Leben niemals stur in eine Richtung prägen. Versuche stets die Essenz im Auge zu behalten. Nur auf diese Weise ist man im Leben wirklich immer frei.


FlammiferAera  20.08.2009, 10:06

"Man darf niemals den Fehler begehen und die komplexen Zusammenhänge verlieren..." - gut, dass es Menschen gibt, die genau so denken!!!

Zum ersten Teil: kennst Du Albert Camus - Der Mythos Von Sisyphos??

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dumbiduumbdum  10.03.2016, 09:07

Ist meiner Meinung nach hier die Kompetenteste antwort
danke :)

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Dado2000  30.07.2020, 14:38

Meines Erachtens nach wirklich gut auf einen Punkt gebracht. 👌🏼

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also... Leute... Nihilismus ist nicht nur auf Religion anzuwenden...; usw... Als Nihilisten werden Menschen bezeichnet (das Wort ist durchaus negativ besetzt), die einen scheinbaren Sinnverlust aller Werte infolge z.B. philosophischer Betrachtungen, einer Tragödie im Leben, zu hoher Schätzung bestimmter Werte von sich oder von anderen aus usw, erleiden. Das ist eine mögliche Variante, die das Revidieren des bestehenden Wertesystems begünstigt. Leider liegt nicht jeder der Vervollkommnung seiner Weltanschauung ob - in dem Fall ist Nihilismus ein zeitlich weit gedehntes Stadium, manchmal gar bis zum Lebensende und wird mit der Zeit ein hoch geschätzter Wert. Ein Paradox.

eine klare, gute antwort siehe oben von Albrecht / eine schlimme antwort ist die, die von dem fragesteller als hilfreichste gewertet wird / schlimm deshalb, weil sie den ausdruck in diffamierender weise darstellt / cyberoma schreibt über den nihilisten den satz: "Keine Unterscheidungskriterien für Gut und Böse, keine Moral, kein Ziel. Einfach nichts." - und das kann leicht falsch verstanden werden / auch FlammiferAera meint ja, der ausdruck sei "durchaus negativ besetzt" / auch das stimmt so nicht, wie sich ja aus der antwort von Albrecht bereits ergibt / Blacky777 fragt aber genau: "Was ist Nihilismus?" - und da muß man einfach unterscheiden zwischen dem gewissenlosen bösewicht, der sich nihilist nennt, um einen vorwand für sein schlechtes tun zu haben, und andererseits dem denkenden menschen, der aus einer überzeugung (glaube, weltanschauung) heraus nihilist ist / der muß nämlich keineswegs ein schlechter, böser mensch sein, kein egoist oder haltloser, freudloser nachbar / diese unterscheidung sollte man beachten, wenn man von nihilismus spricht //


FlammiferAera  20.08.2009, 09:44

1)"Keine Unterscheidungskriterien für Gut und Böse, keine Moral, kein Ziel. Einfach nichts." - und das kann leicht falsch verstanden werden > man kann alles falsch verstehen, auch wenn es richtig ist, man kann etwas richtig verstehen, obwohl es falsch ist... wie kannst du denn behaupten, dass jmd es mißversteht, obwohl du es nur vermuten kannst??? 2) Du meinst also, dass der Begriff Nihilismus positiv konnotiert ist...? Na denn, finde mir mindestens einen Beispiel dafür und behaupte wie bei 1), dass eine kleine Anzahl von nihilistisch veranlagten Menschen den Begriff prägen kann und sich von dem großen Rest der Welt verselbstständigen darf... P.S. In Albrechts Antwort gibt es keinen Widerspruch zu meiner These, ich weiß nicht, wie du darauf gekommen bist... 3) Es ist erkennbar, dass du denkst, dass durch einige Kommentare oben das Wesen des Nihilismus im zu negativen Betracht steht - deswegen möchtest du eine Unterscheidung zwischen einem "guten" und einem "bÖÖÖsen" Nihilisten einführen... Tut mir Leid, durch diesen Denkfehler hat dein Kommentar lediglich einen Vermutungscharakter und ist zu sehr auf dein Empfinden beschränkt.

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In Anknüpfung an die Bedeutung des lateinischen Wortes „nihil“ (nichts) kann als Ausgangspunkt unter Nihilismus eine Einstellung verstanden werden, die alles für nichtig erklärt. Nihilismus ist eine Weltanschauung, die grundsätzlich und weitreichend verneint. Ein Nihilist hat den Standpunkt eines absoluten Verneinens und hält es sogar für überflüssig und falsch, irgendetwas als wirklich und richtig zu bejahen.

Ein Zugang könnte auch Iwan Turgenjew mit seinem Roman „Väter und Söhne“ (1862) bieten. Ein Nihilist ist dort jemand, der alles ablehnt und nichts als richtig anerkannt. Er möchte sich keiner Autorität beugen und kein Prinzip akzeptieren (annehmen).

Nihilismus ist oft ein radikaler und starrer Zweifel. Er hat angeblich die Unhaltbarkeit einer sinnlos scheinenden Weltordnung eingesehen. Daher glaubt er an kein Ziel oder einen Sinn.

Eine einfache Antwort kann zu einem ersten Verständnis führen. Allerdings ermöglicht erst eine gründlichere Beschäftigung ein genaues Verständnis, was irgendwo mit dem Begriff „Nihilismus“ gemeint ist. Je nach Bezugspunkt des Verneinens können mehrere Arten unterschieden werden (die natürlich auch von jemand alle zusammen vertreten werden können):

  • ontologischer Nihilismus: Leugnung des Seins, dem das Nichts als letztgültige Wahrheit entgegengesetzt wird

  • erkenntnistheoretischer Nihilismus: Verneinung der Möglichkeit einer Erkenntnis der Wahrheit

  • ethischer Nihilismus: Verneinung und Ablehnung aller moralischen Grundsätze, Normen und Werte (gut und schlecht können nach nihilistischer Weltsicht objektiv nicht unterschieden werden), nichts ist verbindlich, weil eine abstrakte Freiheit das höchste Lebensprinzip darstellt

  • politischer Nihilismus: Verneinung jeder Gesellschaftsordnung

Vorübergehend, als Abkehr von einem bisherigen System, kann alles entwertet werden und das Bewußtsein aufkommen, alles sei umsonst. Ein absoluter Nihilismus ist aber darin nicht folgerichtig, sich selbst nicht auch zu verneinen. Er gerät in einen Widerspruch, eine Einsicht und eine Richtigkeit seines Standpunkts zu beanspruchen, dies aber gar nicht begründen zu können, wenn er seine eigene Überzeugung aufrechterhalten will.