Römische Kaiserzeit?

2 Antworten

Was waren die wesentlichen Merkmale des "Dominats" (absolutes Kaisertum der Spätantike)?

Dazu müsste man einen umfangreichen Aufsatz schreiben, was hier nicht geht. Ich begnüge mich daher mit wenigen Punkten und zwei weiterführenden Literaturhinweisen.

Einerseits wurde die Person des Kaiser immer mehr der Öffentlichkeit entrückt, er wurde unnahbar, was sich vorallem auch am Zeremoniell zeigte (Stichwort: Proskynese). Er und seine Ratgeber erließen die Gesetze, der Senat wurde kaum noch befragt - das Volk ohnehin schon seit dem Prinzipat nicht mehr. Aber es herrschte nach wie vor das Gesetz, dem sich auch die Kaiser beugten. Diese Gesetze griffen mehr und mehr in das Alltagsleben der Römer ein, aber wurden oftmals nicht befolgt bzw. stießen auf Widerstände. Und weil die Kaiser immer entrückter waren, stattdessen ihre Beamten, vorallem auch die militärischen Führungspersönlichkeiten, und auch die Bischöfe der Reichskirche in den Vordergrund traten, kann man sogar sagen, dass die kaiserliche Macht im Reich geringer wurde. Insofern wird heute nicht mehr von einem "Dominat" im Sinne eines kaiserlichen Absolutismus gesprochen.

Die Kaiserresidenzen verteilten sich vorallem in krisenhaften Regionen des Reiches, Rom wurde als Hauptstadt immer unwichtiger, zumal auch, nachdem Kaiser Constantin mit Konstantinopel ein "zweites Rom" geschaffen hatte.

Das römische Bürgerrecht wurde entwertet. Waren römische Bürger vordem im Reich privilegiert, wurden nun gesellschaftliche Unterschiede wichtig. Die höchsten Gesellschaftsschichten, zumal die mit Kaisernähe, wurden in jeder Hinsicht bevorzugt, die ärmeren Schichten gerade auch im Strafrecht erniedrigenden Strafen unterworfen, vor denen vordem jeder römischer Bürger geschützt war.

Wegen der Vervielfältigung der Kaiserresidenzen und der hohen Ausgaben für das Militär, das immer weniger aus Bürgern, sondern aus (germanischen) Söldnern bestand, wurde die Steuerschraube erheblich angezogen. Den reicheren Schichten der Gesellschaft wurde die Verantwortung für die Erhebung der Steuern auferlegt, und für die Aufbringung der Steuersumme hafteten sie mit ihrem Vermögen. Viele dieser Schichten versuchten jedes Mittel, sich dieser Verantwortung zu entziehen, verließen die Städte und Stadträte, zogen sich auf ländliche Besitzungen zurück, stellten ihre Zuwendungen für ihre Städte, z. B. Bäder, Statuenschmuck oder Zirkusveranstaltungen, immer mehr ein. Das städtische Leben verarmte mehr und mehr, die "Regierung" der Städte übernahmen in vielen Fällen die Bischöfe der sich seit Constantin ausbreitenden Reichskirche.

Hier die Literaturhinweise:

Bleibt gesund und vernünftig!

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Saamuel44 
Fragesteller
 19.01.2021, 19:04

Danke für die ausführliche Antwort - Ich wünsche dir auch Gesundheit und viel Glück.

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Verhältnisse wie in der Bundesrepublik Deutschland 2021.