wer hat erfahrung mit "malta ltd."

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20. Oktober 2017, 05:06 Uhr     Süddeutsche Zeitung

Steuerhinterziehung Wie Malta zum Tummelplatz für Kriminelle wurde

  • Malta galt lange Zeit als verschlafene Urlaubsinsel im Mittelmeer.
  • In den vergangenen Jahren wuchs die Wirtschaft des Inselstaates überdurchschnittlich stark - auch, weil Malta zwielichtige Geschäftsleute aus aller Welt anlockte.
  • Die Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia berichtete kritisch über diesen Wandel, bis sie diese Woche durch eine Autobombe starb.

Von Oliver Meiler, Rom

Es gibt sie, die Schatzinsel. Sie ist klein, drei ockerfarbene Flecken im dunklen Azur des Mittelmeers, nur 316 Quadratkilometer groß, 450 000 Bewohner. Früher fuhr man nach Malta zum Sprachaufenthalt. In der ehemaligen britischen Kolonie lernte man Englisch bei entschieden besserem Wetter als in Bornemouth. Oder man machte billig Urlaub. Die Küsten sind zwar nicht so schön wie auf anderen Inseln, nicht sandig, sondern steinig. Dafür gab es auf Malta immer einen schönen Mix der Welten, kulturell und kulinarisch. Exotik ohne Bedenken, mit dem Charme der Verschlafenheit.

Eine Autobombe hat dieses Image zertrümmert. Die Bombe von Bidnija, einem Ort im Norden der Hauptinsel, tötete am Montag Maltas berühmteste Bloggerin, die investigative Journalistin Daphne Caruana Galizia. Las man ihre Geschichten über Korruption und Drogenhandel, über Prostitution und Ölschmuggel, entstand ein Bild, das scharf kontrastierte mit der Vorstellung, die man sich bis dahin von der friedvollen Insel gemacht hatte. Das Bild einer Schatzinsel. Eines Tummelplatzes für italienische Mafiosi, libysche Milizionäre, Manager aus halb Europa auf der Suche nach dem tiefsten Steuersatz für ihre hohen Einkommen, für Multimillionäre aus Russland, vom Golf und aus China, die sich den maltesischen Pass kauften, um vom günstigen Klima zu profitieren. Und damit ist nicht das Wetter gemeint.

Vielleicht ist nun der Zeitpunkt gekommen, an dem man sich auch in Brüssel Fragen stellt. Denn Malta gehört zur Europäischen Union, seit 2004. Wer dort für 650 000 Euro einen Pass kauft, wird Europäer. Im vergangenen Jahr waren es 900 Leute. Offenbar kam es vor, dass Politiker beim Verkauf der Papiere mitverdienten. Auch darüber schrieb Daphne Caruana Galizia in ihrem Blog "Running Commentary". Er war ein trüber Spiegel der Schatzinsel. Malta ist das kleinste Land der Union, wahrscheinlich ging es auch deshalb unter dem Radar durch. Die Bombe von Bidnija könnte das ändern. Es war die sechste Autobombe in zwei Jahren. Montiert und gezündet im Stil der Mafia. Bisher hatte es immer Drogen- und Ölhändler getroffen. Man sprach von Abrechnungsmorden. Aufgeklärt wurde keiner. Auch in diesem Milieu, in dem libysche Schmuggler mit maltesischen Mittelsmännern und kalabrischen Bossen zusammenarbeiten, hatte Daphne Caruana Galizia recherchiert. Die Bloggerin fand auch in der Drogenszene Spuren in die Politik, eine führte zum Chef der Opposition. Es war einer ihrer letzten Fälle.

Maltas Verwandlung zum "Panama im Mittelmeer"

Die Verwandlung Maltas zur verheißenen Insel, zum "Panama im Mittelmeer", passierte in wenigen Jahren. Wann genau sie begann, ist schwer zu sagen. Klar ist aber, dass sie unter der Regierung von Premier Joseph Muscat von der Labour Party einen plötzlichen Schub erhielt. Muscat, 43 Jahre, früher selbst Journalist, ist seit viereinhalb Jahren an der Macht. In dieser Zeit ist Malta jedes Jahr wirtschaftlich etwa doppelt so stark gewachsen wie der europäische Durchschnitt. Der Staat macht keine Schulden mehr, die Arbeitslosigkeit ist niedrig. Viele Malteser profitieren von dem Boom. Der Erfolg aber fußt auf einer fragwürdigen Fiskalpolitik. Malta lockt Privatleute und Firmen mit europaweit unschlagbar niedrigen Steuern an. Will man etwas verstecken, fährt man nicht mehr in die Schweiz, nach Liechtenstein oder Luxemburg. Das Paradies heißt Malta. Muscat sagt: "Wir sind kein Offshore-Staat." Bisher steht das Land auf keiner schwarzen Liste. Die Frage ist nur: warum nicht?

Das römische Nachrichtenmagazin L' Espresso hat in vertraulichen Akten, den sogenannten Malta Files, die Namen vieler italienischer Unternehmer, Ex-Fußballer und Politiker gefunden, die in Malta keine oder fast keine Steuern bezahlen. Ist nicht weit weg, nur hundert Kilometer von Sizilien entfernt, und so viel billiger. 15 Prozent bezahlen Großverdiener, höchstens. Wer sich eine Yacht kauft und sie in Malta anmeldet, zahlt fünf Prozent Mehrwertsteuer. Das sind 17 Prozent weniger als in Italien. Der Finanzsektor wuchs imposant. Und da die vermögende Klientel auch hübsch leben will, wenn sie mal vorbeischaut, wurden Luxuswohnungen gebaut, neue Nachtklubs und Hotels.

Zu ausländischen Unternehmen ist Malta dermaßen nett, dass sich jedes Jahr 5000 neue auf der Insel niederlassen. Für einen Sitz braucht es nicht viel: ein Büro, eine lokale Sekretärin, vielleicht noch einen Buchhalter. Für die Form. Die Anmeldung geht ganz schnell, einige Tage reichen. Und die Bilanzen will niemand sehen. Mittlerweile gibt es mehr als 70 000 registrierte Firmen und 580 Investmentfonds, die von Malta aus operieren. Oder wenigstens so tun, als ob. 8000 davon sind italienisch, darunter viele dubiose. Große Wett- und Spielbüros haben dort ihren Sitz: Bet 365, Betson, Microgaming. Auch bei den Malta Files arbeitete die Bloggerin mit.

87 Prozent der Malteser halten ihre politische Klasse für korrupt

Besonders intensiv beschäftigte sich Caruana Galizia aber mit den Mächtigen von Malta, die sich im Boom sonnten und vielleicht dem Reiz des großen Geldes verfielen. Dem jungen Premier, dessen Ehefrau und engsten Vertrauten warf sie vor, sie hätten sich bestechen lassen und das Geld auf Konten in Panama geschafft - ins andere Paradies, dem Original. Auf das Konto der Firma Egrant Inc., die auf den Namen der Gattin des Regierungschefs eingetragen worden sein soll, auf Michelle Muscat also, habe die Tochter des aserbaidschanischen Herrschers eine Million Euro einbezahlt. Angeblich aus Gefälligkeit für einen Energiedeal. Behauptete Galizia. Sie traf damit die Meinung der meisten Malteser, die ihre politische Klasse mehrheitlich für korrupt halten. 87 Prozent denken so.

Doch stichhaltig belegen konnte sie ihren schweren Vorwurf gegen das Ehepaar Muscat nicht. Auch in anderen Fällen fehlten ihr Beweise. Und so wurde sie mit vielen Verleumdungsklagen eingedeckt. Am Ende waren es 42. Bei der Suche nach den Mördern werden sich die Ermittler wohl auch die Liste der Kläger ansehen.

Zunächst analysieren sie nun aber die Spuren der Bombe. Sie soll aus Semtex gefertigt gewesen sein, einem Plastiksprengstoff. Siziliens Mafia setzte früher Semtex ein. Und libysche Terroristen brauchten Semtex, als sie 1988 die Pan-Am-Maschine über dem schottischen Lockerbie zum Explodieren brachten.

Angesichts der Vielzahl von Neugründungen auf Malta, die sich nach Presseberichten zu 90 Prozent auf den Online-Glücksspielsektor beziehen, kann man sich eigentlich denken, in welchem "Millieu" man dort landet.

Der letzte große Skandal in Zusammenhang mit der italienischen Drogenmafia, ist auf das Jahr 2015 datiert.

NZZ Neue Zürcher Zeitung

Malta hat ein ernstes Imageproblem

Der Mord an einer Journalistin auf der Mittelmeerinsel hat in Europa Entsetzen ausgelöst. Der kleinste EU-Mitgliedstaat leidet allerdings schon länger an einem Mangel an Rechtsstaatlichkeit.

Andrea Spalinger, Rom 17.10.2017, 17:21 Uhr

 

Der Anschlag auf die populäre maltesische Bloggerin Daphne Caruana Galizia hat hohe Wellen geschlagen. Politiker in fast allen europäischen Hauptstädten haben den Mord scharf verurteilt. Dass eine Journalistin in einem Mitgliedstaat der EU in die Luft gesprengt wird, war für die meisten von ihnen wohl undenkbar gewesen. Malta war innerhalb der EU allerdings noch nie als Musterschüler bekannt. Das politische System auf der Mittelmeerinsel ist durch und durch korrupt. Spätestens seit der Publikation der sogenannten Malta Files, für welche die ermordete Caruana Galizia mitverantwortlich war, weiss man auch, dass der kleinste Mitgliedstaat jahrzehntelang als illegale Steueroase für wohlhabende Privatpersonen und Unternehmen aus der EU fungierte. Weil Malta aber so klein ist und so weit weg liegt, wurden die dortigen Skandale jeweils schnell wieder vergessen.

Rückzugsort für organisiertes Verbrechen

Malta war in den letzten Jahren nicht nur eine populäre Destination für Steuerhinterzieher und Geldwäscher, sondern auch eine Drehscheibe für den internationalen Drogenhandel und den Schmuggel von Waffen und Prostituierten. Zudem ist die Insel ein beliebter Rückzugsort für gesuchte italienische Mafiosi und geflüchtete Repräsentanten des Ghadhafi-Regimes in Libyen. Kurz, auf der Insel ist sehr viel Geld im Umlauf, mit dem nicht nur Beamte und Politiker bestochen, sondern auch Auftragskiller angeheuert werden. Wenn man in ausländischen Medien auch selten davon liest und hört, sind Autobomben und Mordkommandos auf Malta eine bewährte Methode, um wirtschaftliche Konkurrenten oder andere missliebige Personen loszuwerden. Nur wenige dieser Verbrechen werden von den Sicherheitskräften aufgeklärt. Matthew Caruana Galizia, der Sohn der ermordeten Journalistin, übertreibt nicht, wenn er schreibt, dass auf Malta eine Kultur der Straflosigkeit herrsche.

Mit dem Mord an seiner Mutter könnte nun aber eine Grenze überschritten worden sein. Am Dienstag gingen so viele Malteser wie noch nie auf die Strasse, um in Mahnwachen ihrer ermordeten Heldin zu gedenken. Alle grossen internationalen Medien haben über den schockierenden Vorfall berichtet. Die Gesetzlosigkeit ist damit zu einem ernsthaften Imageproblem für das Land geworden. Dem Regierungschef, Joseph Muscat, bleibt nichts anderes übrig, als eine unabhängige Untersuchung einzuleiten, wenn er seine Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel setzen will. Auch gegen ihn und seine Frau hatte Caruana Galizia nämlich schwere Korruptionsvorwürfe erhoben. Dass die Regierung angekündigt hat, das amerikanische FBI zu den Untersuchungen beizuziehen, ist deshalb sicher eine gute Nachricht.

EU muss Druck ausüben

Es dürfte nicht einfach werden, die Verantwortlichen zu finden. Die Ermordete hatte sich mit ihren Recherchen in Malta viele Feinde gemacht. Als Täter oder Hintermänner kommen Politiker, Unternehmer, aber auch die Drogenmafia infrage. Brüssel sollte allerdings nicht nur darauf dringen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Die EU müsste auch die rechtsstaatlichen Probleme an ihrer Südflanke ernster nehmen und diesbezüglich mehr Druck auf die Regierung in Valletta ausüben.

 

Die Malta Holding klingt zunächst einmal verlockend. Es ist aber davon auszugehen, dass nach der Bundestagswahl 2017 die Quellensteuer gekippt wird und die Vollversteuerung eingeführt wird.

Dann ist diese ganze Malta Masche mit den 5% für den Allerwertesten, denn man kommt faktisch nur über eine Versteuerung von 45% plus 5% an sein Geld. Was nützt es wenn sich in Malta das Geld stapelt man aber nicht rankommt.

Auf Malta zu leben ist sicher ebenso nicht besonders toll. Das ist ein "vertrockeneter Felsenhaufen" im südlichen Mittelmeer. Im Sommer sind die Temperaturen nicht zum Aushalten. Im Winter wird man vor Langeweile schwermütig. Die Mentalität der Einheimischen ist eine Mischung aus mediterraner Lahmarschigkeit und nordafrikanischem Desinteresse.

Lebensqualität wie aus Deutschland gewohnt, findet man dort sicher nicht. Alles muss täglich nach Malta gebracht werden, weil es dort faktisch nichts gibt. Es gibt vor allen Dingen nicht ausreichend Wasser. Das wird mit Tankschiffen täglich aus Italien herangebracht. Das ist eine fatale Abhängigkeit.

Wer gutes Geld verdient, die Steuern in Deutschland leid ist, aber einen Standort mit Qualität sucht, sollte in die Schweiz gehen. Das Holdingprinzip ist seit langem erfolgreich, die dort tätigen Juristen haben Niveau und weil die Schweiz nicht in der EU ist, ist das ein Modell für die Ewigkeit.

Das kann man von Malta nicht behaupten. Das Stiftungsmodell ist in Malta bereits wegen der neuen OECD Richtlinie den Bach runter gegangen. Die Malta Holding wird vermutlich bald folgen, denn die anderen EU Finanzmisnister planen entsprechende Schritte im Steuerrecht.

Auf die freundlichen Aussagen von Dr. Werner in Malta, den man sicher nicht ganz zu Unrecht als "Berliner Pleiteanwalt" bezeichnen könnte, sollte man sich hier besser nicht verlassen.

Wie lange die Firma Playmobil, dass einzige "Wirtschaftswunder" dort, noch in Malta sein wird, steht zudem offenbar in den Sternen. Nach dem Tod des Playmobilgründers Horst Brandstätter befindet sich der Konzern in "schwerem Fahrwasser" und alle Standorte weltweit kommen aktuell auf den Prüfstand. Auch Malta. Und China ist sicher langfristig attraktiver. Dann wird die maltesische Regierung von selbst über Steuererhöhungen nachdenken.

Fazit: Finger weg von Malta

Süddeutsche Zeitung, 11. April 2016, 18:59 Uhr



Malta


Das zweite Island: Malta und die Panama Papers


"Barra" - Raus: Tausende Bürger demonstrierten

am Sonntag in Maltas Hauptstadt Valetta gegen ihre Regierung und deren
Umgang mit den Enthüllungen aus den Panama Papers.


Mitglieder der Regierung sollen Geld versteckt

haben. "Barra" ruft die Opposition, "raus!" Sie fordert den Rücktritt
des Kabinetts. Selbst die größte Zeitung ist in die Affäre verstrickt.


Von Oliver Meiler


Im kleinen Malta braucht es nie viel, um die politischen Gemüter zu erregen. Manchmal reichen dazu schon Bagatellen und belanglose Zwiste. Dafür sorgen die beiden großen Parteien der Insel, die einander nichts schenken. Und dafür sorgt auch die mächtige katholische Kirche, die sich gern und oft einmischt. Jenseits der Landesgrenzen nimmt man diese Querelen selten wahr. Nun aber macht Malta mit einigen prominenten Erwähnungen in den Panama Papers auch international Schlagzeilen. Die Nennungen sind so prominent, dass manche von einem "zweiten Island" sprechen.
Am vergangenen Sonntag demonstrierten mehrere Tausend Malteser vor dem Sitz des Regierungschefs, der barocken "Aubrge de Castille" in Valletta, und forderten den Rücktritt des sozialdemokratischen Premiers Joseph Muscat. "Barra!", stand auf den Transparenten, was auf Maltesisch "raus", "weg" heißt. Mobilisiert hatte die konservative Opposition. Gekommen waren aber nicht nur Parteigänger der Nationalist Party. Die englischsprachigen Zeitungen schreiben von "The Scandal", als habe es in der Geschichte des Landes nie einen größeren gegeben. Wobei hier gleich festgehalten werden muss: Gegen Joseph Muscat selber gibt es bisher kein belastendes Material - jedenfalls nicht gegen ihn persönlich.

Betroffen sind aber unter anderem zwei Vertraute, die ihm politisch
derart nahestehen, dass nun die ganze Regierung wankt: Energie- und
Gesundheitsminister Konrad Mizzi und Stabschef Keith Schembri sind
Büronachbarn des Premiers. Den Politikern wird vorgeworfen, sie hätten
über ein Geflecht von Firmen in Panama und Trusts in Neuseeland
Geld vor dem maltesischen Finanzamt versteckt. Beraten wurden sie dafür
von derselben maltesischen Bank, die auch mehreren Geschäftsleuten und
dem Geschäftsführer von Allied Newspapers, dem Verlag der Times of Malta, der größten Zeitung im Land, beim Vertuschungsversuch geholfen haben soll. Der Zeitungsmann Adrian Hillman musste seinen Posten
bereits abgeben.


Mizzi und Schembri haben mittlerweile bestätigt, dass sie die
Firmen und Stiftungen besitzen. Sie beteuerten aber gleichzeitig, sie
hätten nicht gewusst, dass sie dies in Malta den Behörden hätten melden
müssen. Es gebe da zwar eine Regel im Kleingedruckten, die aber noch aus
der Zeit stamme, als Malta die Lira führte. Mizzi sagt, Schembri habe
ihn auf die Idee gebracht, das Privatvermögen seiner Familie so
anzulegen. Zurücktreten mag er aber nicht. "Die Entscheidung", sagt
Mizzi, "obliegt allein dem Premierminister." Und der will nun zunächst
die interne Abklärung abwarten, bevor er entscheidet. Viel Zeit hat
Muscat nicht. Der Druck wird immer größer, auch aus der Labour Party, seiner Partei.


"The Scandal" dauert nämlich schon eine ganze Weile
an. Eine berühmte Bloggerin im Land, Daphne Caruana Galizia, hatte
bereits vor zwei Monaten über Mizzis und Schembris Offshore-Operationen
berichtet. Die Regierung reagierte zunächst gelassen, als handelte es
sich wieder um eine dieser Bagatellen. Solange es den Anschein hatte,
als könnte man den beiden Kabinettsmitgliedern nichts Konkretes
vorwerfen, stützte der Premierminister seine Leute auch in der
Öffentlichkeit mit schönen Worten. Die Partei verteidigte Mizzi, als
wäre er das Opfer einer Verleumdungskampagne.



Premier Joseph Muscat galt vor Kurzem noch als Reformer. Was wusste er von den Geschäften?


Als nun die Panama Papers die Enthüllungen der Bloggerin bestätigten, wuchs der Ärger im Volk. "Der Zorn zwang Muscat zu einem Strategiewechsel", sagt Kurt Sansone, ein langjähriger Reporter der Times of Malta. Der Beschluss, mit einem Audit den Fall zu durchleuchten, kam jedoch für viele Bürger zu spät. "Das lange Zögern hat Muscat politisch geschadet", sagt Sansone. Im Volk verhandle man nun die Frage, ob es denn tatsächlich möglich sei,dass der Premierminister nichts gewusst habe von den Operationen seiner Vertrauten und ob er wirklich nichts damit zu tun habe. "Das sind nur Fragen, aber sie stehen nun mal im Raum."

Denkwürdig mutet auch der Zeitpunkt des Geschäfts an: Geschaffen wurden die Firmen und Trusts 2014 und 2015. Labour war 2013 an die Macht gelangt, nachdem sie davor fünfzehn Jahre lang in der Opposition hatte ausharren müssen.



Der junge Muscat, damals 39, galt als Hoffnungsträger, smart und beredt. Er beschrieb sich als Anhänger des Dritten Weges, sah sich selber also auf einer politischen Linie mit Bill Clinton,Tony Blair und Gerhard Schröder. Muscat liberalisierte und modernisierte das Land mit einigem Erfolg - auch gesellschaftspolitisch.Selbst sein streitbarer Entscheid, die maltesische Staatsbürgerschaft auch reichen Ausländern anzubieten, die bereit sind, dafür 650 000 Euro zu bezahlen, schadete seinem Ruf nicht. Nach drei Mandaten unter der Nationalist Party, gezeichnet von einer Reihe von Skandalen und Affären, galten der Neue und sein Kabinett zunächst einmal als Garanten für eine moralischere Regierungsführung.

Nun schwindet diese Vorstellung sehr rasch. Der frühere Parteichef
von Labour, Ex-Premier Alfred Sant, den sie in Malta noch immer nur
respektvoll "Doktor Sant" rufen, riet dem Energieminister am Montag über
Facebook,
er möge doch schnell eine ehrenwerte Entscheidung treffen und
zurücktreten. Im andern Fall, so der Unterton des Appells, fegt "The
Scandal" womöglich das gesamte Kabinett und vielleicht einen schönen
Teil des maltesischen Establishments hinweg. Im Parlament liegt nun
jedenfalls ein Misstrauensantrag der Opposition - gegen die
ganze Regierung.