Klassenarbeit Bio Evolution?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo lux1914,

ich hab' gesehen, ich bin zu spät für Deinen Test... aber vielleicht interessiert es Dich ja trotzdem. Evolution ist ein ganz wichtiges, zentrales Thema in der Biologie. Und wenn Du schreibst, dass Du das noch nicht so richtig verstanden hast, macht es Sinn, wenn Du es noch versuchst, das Prinzip zu verstehen.

"Nichts in der Biologie macht Sinn - außer im Lichte der Evolution" - so hat es mal ein Biologe gesagt. Und das stimmt: Evolution erklärt uns so viel, was wir in userer Umwelt sehen: die Artenvielfalt; warum viele Tierarten so unheimlich an ihre ökologischen Nischen angepasst sind; warum Bakterien auf Antibiotika resistent werden können; warum es für unsere Honigbienen so schwer ist, sich gegen eine eingeschleppte Milbenart zu wehren. Und auch Vieles in unserem eigenen Körper. Wenn Du Dich mit Evolution beschäftigst, lernst Du was über das Leben selbst.

Dabei ist Evolution eigentlich ganz einfach. jedenfalls von den Grundprinzipien. Schwierig wird es dann erst, wenn man ins Detail geht.

Erst mal das allgemeine Prinzip:

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Hier in diesem Video ist das sehr schön erklärt. Schau Dir das mal an, das dauert nur ein paar Minuten: Und es erklärt es gleich am Giraffenbeispiel aus Deiner ersten Aufgabe

https://www.youtube.com/watch?v=ziUDLVWzIwU

So kurz wie möglich gesagt:

Evolution ist ein in der Natur sehr langsam ablaufender Prozess.

Evolution ist die allmähliche, über viele Generationen stattfindende Veränderung der Merkmale und Eigenschaften der Tiere über das Zusammenspiel zufälliger Unterschiede in den Individuen und der natürlichen Auslese der weniger guten Eigenschaften durch die Umweltbedingungen.

Etwas ausführlicher:

Eine Gruppe von Tieren einer Tierart nennen wir in der Biologie "Population". Die Individuen einer Population sind nicht alle exakt gleich. Sie unterscheiden sich in den Ausprägungen ihrer Merkmale. Sie können zum Beispiel etwas größer oder kleiner als der Durchschnitt sein, etwas kurz- oder weitsichtiger, etwas besser oder schlechter hören, etwas zierlicher oder kräftiger gebaut sein,.... aber auch aggressiver, vorsichtiger, kooperativer,... All das sind "Merkmale".

Diese Vielfalt nennt man die "natürliche Variabilität" der Individuen. Ein Weg zu dieser Variabilität, der z.B. zu ganz neuen Formen führen kann, das sind die Mutationen. Dabei handelt es sich um zufällige Veränderungen im Erbgut. Es passieren einfach manchmal Schreibfehler beim Kopieren des genetischen Codes bei der Zellteilung. Die allermeisten dieser Schreibfehler sind neutral für seinen Träger und er/sie bemerkt davon nie was. Einige sind schlecht - und das Lebewesen ist gar nicht lebensfähig oder stark eingeschränkt. Einige sind aber positiv für seinen Träger. 

Ein Beispiel wäre etwa die Laktosetoleranz beim Menschen. Das ist so ein Schreibfehler, der aber den Vorteil bringt, auch noch als Erwachsener Milch zu vertragen. Er setzt sich rasant in der Bevölkerung durch.... und dafür ist eben der zweite wichtige Evolutionsfaktor zuständig: Die Selektion.

Die Umwelt und die Lebensbedingungen stellen Herausforderungen an alle Individuen einer Population. Aufgrund ihrer Gene kommen diese mehr oder weniger gut damit zurecht. Wer eher wenig an seine Umgebung angepasste Merkmale hat, hat es schwerer, ausreichend Nahrung zu finden und sich zu paaren. Entsprechend seltener werden solche Gene weitervererbt. Sie werden also durch die äußeren Umstände, denen sich die Individuen stellen müssen, aus dem Genpool gefiltert. Dieser Vorgang ist die "Selektion". Im Gegensatz zur zufälligen Mutation ist die Selektion in einer bestimmten Umgebung also gerichtet.

Über viele Generationen hinweg wird es also in jeder Generation mehr Nachkommen geben, die die von der jeweiligen Umwelt begünstigten Merkmale tragen... und immer weniger mit den ungünstigen. Über sehr viele Generationen verändern sich so die Merkmale der Lebewesen.

Interessant wird es zum Beispiel, wenn Du 2 Populationen derselben Tierart hast, die durch klimatische oder gologische Entwicklungen räumlich getrennt werden und sich deswegen untereinander nicht mehr paaren können (wir sprechen von Isolation). Sind dann die Lebensbedingungen in den beiden Lebensräumen unterschiedlich, werden die Merkmale der beiden Tiergruppen in verschiedene Richtungen gedrückt. Über viele Generationen entwickeln sich dann Eigenschaften und Aussehen der beiden Gruppen auseinander, weil sie sich an unterschiedliche Lebensräume anpassen. Und so entwickeln sich aus einer ursprünglichen Art allmählich zwei.

Von jeder Elterngeneration zu jeder Kindergeneration sind die Unterschiede winzigst. Aber so, wie Du nicht exakt aussiehst wie Deine Eltern, ist es auch hier. Wenn dann die Tiere nach hunderttausenden oder Millionen Jahren mit der Urform verglichen werden, haben sich eben sehr viele winzigste Veränderungen aufaddiert... und das sind dann große Veränderungen.

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Das jetzt zum Allgemeinen. Vielleicht hast Du selber schon ein paar Punkte entdeckt, die im Test gefragt gewesen wären?

Schauen wir ganz kurz gemeinsam auf die Aufgaben, ja?

Erläutere anhand zweier Evolutionsfaktoren die Entwicklung von der Kurzhalsgiraffe zur Langhalsgiraffe

Da nehmen wir Variabilität und Selektion, ok? In Stichpunkten:

  • Kurzhalsgiraffen leben in Steppenlandschaft mit Bäumen und gelegentlichen Trockenzeiten
  • Individuen variieren in der Halslänge. Nicht alle exakt gleich (Variabilität)
  • Dürre: Das Gras vertrocknet, nur noch Blätter als Futter
  • An die untersten Blätter kommen alle bequem ran. Die sind als erstes weg
  • Die mit den wuzzi wuzzi wenig längeren Hälsen kommen besser an die oberen Äste. Die mit den kürzesten Hälsen in der Tiergruppe verhungern als erste (Selektion)
  • Wenn die Dürre vorbei ist und die Tiere sich paaren, geben mehr Giraffen mit überdurchschnittlich langen Hälsen ihre Gene weiter, weil von den anderen mehr verhungert sind
  • In der nächsten Generation ist die durchschnittliche Halslänge deshalb minimalst erhöht....
  • Und das über viele Generationen hinweg führt zur Entstehung einer Giraffenart mit langen Hälsen
Entwicklung von Grünspecht und Grauspecht durch Isolation

Die ursprüngliche Population wird in zwei isolierte Gruppen geteilt. Die Tiere der einen Gruppe müssen sich auf neue Umweltbedingungen mit weniger Bäumen anpassen. Hier überleben über viele Generationen hinweg die Tiere, deren Gefieder sie besser am Boden tarnt. Neben ihrem Äußeren verändern die Tiergruppen auch unabhängig voneinander ihr Verhalten und ihren Gesang und geben das jeweils an ihre Jungen weiter. Durch die Isolation findet kein Austausch von Genen und keine Anpassung des Verhaltens zwischen den Gruppen statt. Wenn die beiden Gruppen wieder zusammenkommen, ist ihr Verhalten - auch ihr Balzverhalten - so unterschiedlich, dass sie sich nicht mehr paaren.

Deutliche Änderungen der Umweltbedingungen können Entstehung neuer Arten begünstigen

Evolution läuft nicht immer gleich schnell. Sind die Tiere gut an ihre ökologischen Nischen angepasst und die Umweltbedingungen stabil, dann gibt es kaum noch über einzelne oder wenige Mutationen Spielraum für Verbesserungen, die wirklich signifikante Vorteile für ihre Träger bieten.

Ändern sich die Umweltbedingungen aber schlagartig, dann sind die Tiere dadurch plötzlich sehr schlecht an ihre Lebensräume angepasst und die kleinen Unterschiede in den Merkmalen fallen unter diesen insgesamt sehr ungünstigen Bedingungen sehr viel stärker ins Gewicht. Dadurch ist der Selektionsdruck dann höher und der Genpool verschiebt sich schneller.

Aufgabe 3 - die Wirbeltierklassen - habt Ihr bestimmt als Hefteintrag, das spare ich mir jetzt

Wende das Erschließungsfeld Bau und Funktion auf die Taschenratte an.

Taschenratten leben unter der Erde und buddeln sich dort röhrenartige Gänge. Ihr Körperbau ist offensichtlich prima darauf angepasst: rund, tonnenförmig, kurze Beine, kräftige Pfoten, kurze Ohren

Homologe Organe und Vogelschnäbel

http://www.biologie-schule.de/homologie-analogie-konvergenz.php

Ich zitiere: "Unter homologen Organen versteht man die Organe von Organismen, die auf einen gemeinsamen Grundbauplan zurückzuführen sind, sich in der Funktion und im Aussehen aber deutlich unterscheiden können. "

Der Schnabel des Greifvogels mit seinem scharfen Dorn vorne ist offensichtlich der des Fleischfressers. Die Ente kann mit dem flachen Schnabel gut "gründeln".

Und ja: Spezialisierung kann nach hinten losgehen, wenn sich die Umweltbedingungen ändern. Je spezialisierter man ist, desto abhängiger ist man von der ökologischen Nische. Beispiel sind zum Beispiel die Tierarten wie Großer Panda oder Koala, die sich auf eine einzige Pflanze als Nahrung spezialisiert haben und mit deren Rückgang dann selber vom Aussterben bedroht sind.

Mensch und Menschenaffe

B und C gehören zu uns.

Für den Vergleich hab' ich hier eine Tabelle für Dich

http://www.rainer-weiher.de/bio/Mensch-Affe.pdf

Aus den Unterschieden in der Anatomie ist deutlich, dass unser Körperbau ganz wesentlich durch den aufrechten Gang geprägt ist.

So gaaaanz grob, ok?

Es geht ja auch weniger um den hinter Dir liegenden Test als um das Verständnis der Evolution.

Grüße


lux1914 
Fragesteller
 14.02.2019, 06:09

Danke das hillft echt sehr. Da versteht man wenigstens was. Weiß nicht warum die Lehrer das so umständlich und unverständlich erklären...

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Versuchen wir mal, dir anhand der Fragen oben einen Schnellkurs in Evolutionstheorie zu geben. Du hast zwar hier schon einige tolle Antworten bekommen, aber vielleicht findest du meine ja doch ein bisschen hilfreich.

Also, fangen wir mal an. Darwin hat während seiner Reise auf der HMS Beagle sehr fleißig alles Mögliche in der Natur dokumentiert. Zunächst war er eher geologisch interessiert, später wandte er sich auf der Reise aber immer stärker der Tier- und Pflanzenwelt zu und er entdeckte auch etliche Fossilien von heute ausgestorbenen Tieren. Bei seinen Studien machte er einige allgemein gültige Entdeckungen:

  1. fiel ihm auf, dass Angehörige einer Art sich zwar sehr ähnlich sind, sie sind aber nicht vollkommen identisch. Das kennst du vielleicht von dir selbst am besten: du ähnelst vielleicht deiner Mutter sehr (oder deinem Vater), aber du siehst nicht aus wie eine exakte Kopie deiner Mutter. Darwin stellte also zweierlei Dinge fest, dass nämlich erstens innerhalb einer Art Merkmale in unterschiedlicher Ausprägung vorliegen. Die Vielfalt im Aussehen eines Merkmals nennt Darwin Variabilität. Und zweitens erkannte Darwin, dass nahe Verwandte einander ähneln und Eltern ihre Merkmale offenbar auf ihre Nachkommen vererben. Beides ist wichtig für das Verständnis der Evolution, dass Merkmale erstens an die nachfolgende Generation vererbt werden und zweitens Merkmale innerhalb einer Generation nicht gleich, sondern unterschiedlich ausgeprägt sind.
  2. erkannte Darwin, dass in jeder Generation mehr Nachkommen geboren werden als es verfügbare Ressourcen gibt. Mit Ressourcen sind zum Beispiel die Verfügbarkeit von Wasser und Nahrung, Territorien oder Fortpflanzungspartnern gemeint. Inspiriert durch die Schriften des Staatstheoretikers Malthus schlussfolgerte Darwin, dass es zwischen den Individuen einer Art also einen Konkurrenzkampf um die begrenzt verfügbaren Ressourcen geben müsste. Diesen Kampf um Ressourcen nannte er struggle for life (zu deutsch: Kampf ums Dasein).
  3. Im nächsten Schritt fasste Darwin beide Beobachtungen zusammen und schlussfolgerte, dass beim Kampf ums Dasein einige Individuen einer Art erfolgreicher abschneiden müssten als andere, weil sie zufällig gegenüber ihren Artgenossen einen Vorteil hatten, denn durch die Variabilität sind nicht alle gleich. Der Erfolg eines Individuums hängt dabei davon ab, wie gut es sich mit seinen zufällig geerbten Merkmalen in seiner Umwelt behaupten kann und wie gut es im Vergleich mit seinen Artgenossen abschneidet. Dass nur die am besten angepassten Individuen einer Generation überleben und die anderen sich nicht behaupten können, bezeichnete Darwin als survival of the fittest (das Überleben des Angepasstesten). Darwin nannte dieses Prinzip, dass die Umwelt quasi "aussortiert", wer überlebt und wer ausstirbt, natürliche Selektion (Zusatzwissen: später beschrieb Darwin in seinem Buch "Die Abstammung des Menschen" noch eine weitere Form der Selektion, die sexuelle Selektion. Damit ist gemeint, dass zumeist die Weibchen wählerischer sind und sich ihren männlichen Paarungspartner aussuchen, indem sie ein Männchen wählen, das offensichtlich über "gute Gene" verfügt).

Kommen wir mit all diesem Wissen zu Aufgabe 1.

  • Evolutionsfaktor Variabilität: nicht alle Kurzhalsgiraffen haben gleich lange Hälse. Zufällig haben einige einen längeren Hals als der Durchschnitt, zufällig haben einige Kurzhalsgiraffen einen kürzeren Hals.
  • Evolutionsfaktor struggle for life: die Nahrung im Lebensraum der Giraffen stellt einen limitierenden Faktor dar und es ist schwierig, an sie heran zu kommen, denn die Blätter von Akazien hängen weit oben an den Ästen. Die Giraffen konkurrieren untereinander um das limitierte Futterangebot.
  • Evolutionsfaktor natürliche Selektion: diejenigen Giraffen, die zufällig einen längeren Hals haben, können sich im Konkurrenzkampf besser behaupten, da sie leichter an die Blätter der Akazien kommen, während die anderen mit ihren kürzeren Hälsen die Blätter nicht erreichen und verhungern müssen. Diejenigen, die erfolgreich sind, pflanzen sich fort und vererben ihren langen Hals an ihre Nachkommen. In der nächsten Generation sind die Halslängen nun wieder nicht identisch, sondern auch hier werden sich wieder diejenigen behaupten, deren Hals länger ist als der der anderen. Im Lauf vieler Generationen konnte sich so als Anpassung an die Umwelt der lange Giraffenhals entwickeln.

Darwins Evolutionstheorie ist eigentlich nicht nur eine Theorie, sondern vereint zwei Theorien in sich. Die Selektionstheorie erklärt genau die Prozesse, wodurch Arten durch natürliche Selektion entstehen. Der zweite Teil der Evolutionstheorie geht den Schritt weiter und legt die Überlegung zugrunde, dass wenn Merkmale vererbt werden von einer Generation zur nächsten, alle Generationen miteinander verwandt sein müssen. Die Überlegung, dass alle heute lebenden Organismen daher einen gemeinsamen (heute ausgestorbenen) Vorfahren in der Vorzeit gehabt haben müssen, bezeichnet man als Abstammungstheorie.

Kommen wir nun zu den Spechten in Aufgabe 2. Hier steht alles, was du wissen musst, eigentlich im Text. Isolation bedeutet, dass eine ursprünglich zusammenhängende Population voneinander getrennt wird. Im Fall der Spechte wurde die Population durch die Gletscher der Eiszeit getrennt. Die getrennten Populationen entwickelten sich nun ganz unterschiedlich voneinander, weil ja die Lebensraumbedingungen an beiden Orten unterschiedlich waren und daher ganz andere Anforderungen stellten. Solange die geographische Trennung bestand, konnten sich die getrennten Populationen untereinander auch nicht austauschen, also durchmischen. Je länger eine Trennung besteht, umso größer können dabei grundsätzlich die Unterschiede werden. Werden Populationen voneinander durch eine geographische Barriere isoliert, spricht man von allopatrischer Artbildung. Später gingen die Gletscher wieder zurück und die Spechte konnten von beiden Seiten aus ihren alten Lebensraum in Mitteleuropa wieder besiedeln und trafen dabei wieder aufeinander. Aber sie hatten sich zu dem Zeitpunkt schon so weit auseinander entwickelt, dass sie sich nicht mehr als Artgenossen "erkannten". Sie unterschieden sich deutlich hinsichtlich ihres Verhaltens und konnten sich auch nicht mehr "verstehen", sodass sich also nur noch diejenigen Spechte untereinander fortpflanzen können, die während der Zeit der Trennung eine Fortpflanzungsgemeinschaft bildeten. Zusatzwissen: Populationen müssen nicht unbedingt durch geographische Barrieren isoliert werden. Die Hindernisse können auch anderer Natur sein, etwa durch ein unterschiedliches Verhalten ausgelöst werden (etwa anderer Lockgesang bei Singvögeln oder unterschiedliche Nahrungsgewohnheiten). Entwickelt sich eine Population innerhalb eines Verbreitungsgebiets in zwei Arten, spricht man von sympatrischer Artbildung. Entwickeln sich die Arten nebeneinander in einem direkt angrenzenden Gebiet, nennt man das parapatrische Artbildung.
Im zweiten Teil der Aufgabe geht es darum, dass die Umwelt nicht konstant ist. Umwelt verändert sich und damit wird auch klar, dass Individuen mit bestimmten Merkmalen nur solange im Vorteil sind, wie sich die Umwelt nicht ändert. Beispielsweise ist es für ein Tier in einem kalten Klima von Vorteil, wenn es einen dichten Pelz hat. Ändert sich das Klima und es wird wärmer, ist der Vorteil plötzlich ein Nachteil in der neuen Umwelt. Einer Art bleiben dann nur wenige Möglichkeiten: entweder, sie zieht sich zurück in Regionen, die für sie passend sind (so geschehen bei Pflanzen der letzten Eiszeit, die heute nur noch in Nordeuropa vorkommen oder weit von diesen Vorkommen entfernt im alpinen Raum), sie passt sich den neuen Gegebenheiten an und verändert sich oder sie stirbt aus. Wie auch immer, eine veränderte Umwelt bedeutet, dass der Status quo sich verändert hat und andere Populationen daraus möglicherweise einen Vorteil ziehen werden.

Aufgabe 3 finde ich aus Sicht des Evolutionsbiologen katastrophal formuliert. Mir graust es, wenn ich das lese. Das hat mehrere Gründe. Erstens läuft Evolution nicht gerichtet ab. Es gibt in der Natur keinen allgemeinen Trend zur Höherentwicklung. Arten sind dann erfolgreich, wenn sie optimal an ihre Umgebung angepasst sind, ganz gleich wie komplex sie gebaut sind. Das wird dadurch eindrucksvoll gezeigt, dass die ersten Lebensformen auf der Erde Einzeller waren und bis heute die erfolgreichste Lebensform geblieben sind. Ohne die zahlreichen Einzeller auf und in mir würde ich jetzt nicht hier sitzen und diesen Text tippen. Außerdem zeigen gerade Parasiten, dass es durchaus erfolgreich sein kann, einen komplexeren ("höherentwickelten") Bauplan zugunsten eines einfacheren wieder aufzugeben. Zweitens ist es veraltet, Lebensformen anhand bestimmter Kategorien zu ordnen, weil die einzige Kategorie, die in der Biologie wirklich definiert ist, die "Art" ist. Alle anderen Kategorien: Gattung, Familie, Ordnung, Klasse und so weiter sind willkürlich gewählt und untereinander nicht vergleichbar. Darum spricht man heute für all diese "Ebenen" der Klassifikation ohne Beimessung einer Rangfolge von Taxa (Singular: Taxon). Und nicht zuletzt ist auch die Einteilung der Wirbeltiere in die traditionellen "Klassen" veraltet, weil diese Klassen nicht die tatsächlichen evolutionären Verhältnisse widerspiegeln. Um das zu begründen, müsste ich an dieser Stelle die Begriffe paraphyletisches, monophyletisches und polyphyletisches Taxon erläutern. Das würde jetzt aber echt zu weit führen. Wenn du dazu mehr wissen möchtest, schreib mir einen kurzen Kommentar darunter, dann erkläre ich das noch mal extra. Der Vollständigkeit halber will ich die Frage hier aber wenigstens noch so beantworten, wie dein Lehrer es erwarten würde:

Rundmäuler, Knorpelfische, "Knochenfische" (diese drei werden zusammengefasst als Klasse der "Fische" ("Pisces"), Klasse Amphibien (Amphibia), Klasse "Reptilien" ("Reptilia"), Klasse Vögel (Aves) und Klasse Säugetiere (Mammalia).
Das Schnabeltier legt zwar Eier (wie "Reptilien" und Vögel), ist aber ein Säugetier. Begründung: Vorhandensein eines sekundären Kiefergelenks in Verbindung mit drei Gehörknochen im Mittelohr (alle anderen Wirbeltiere haben (wenn überhaupt) ein primäres Kiefergelenk und (wenn überhaupt) nur einen Gehörknochen.

Aufgabe 4 bezieht sich darauf, dass Lebewesen in ihrem Körperbau optimal an ihren Lebensraum angepasst sind. Oder anders formuliert: jedes körperliche Merkmal (und in Erweiterung dazu jede Verhaltensweise) hat einen Sinn und der besteht darin, optimal angepasst zu sein. Bei der Taschenratte erkennt man, dass die Augen sehr winzig sind und dass die Vorderfüße groß, kräftig, kompakt und sehr auffällig sind. Die Vorderfüße sind damit sehr gut geeignet, um damit zu graben. Daraus und aus der Tatsache, dass die Augen so klein sind (offenbar ist das Sehvermögen im Lebensraum der Taschenratte also nicht besonders wichtig, was darauf schließen lässt, dass es im Lebensraum kaum Licht gibt), kann man schlussfolgern, dass Taschenratten ähnlich wie unser heimischer Maulwurf im Erdboden eine grabende Lebensweise führen.

In Aufgabe 5 geht es um homologe Merkmale. Man spricht dann von Homologie, wenn zwei Merkmale einen gemeinsamen Ursprung haben. Erinnern wir uns daran, was wir über die Abstammungstheorie weiter oben gelernt haben. Homologe Merkmale sind demnach also Merkmale, die auf einen gemeinsamen Vorfahren zurückgehen. Der Schnabel der Vögel ist deshalb homolog, weil der Vorfahre aller heute lebenden Vögel einen Schnabel hatte. Bei den einzelnen Entwicklungslinien hat sich der Schnabel dann aber ganz unterschiedlich entwickelt, weshalb die Schnäbel alle so unterschiedlich aussehen. Der Vogel unter A ist offenbar ein Adler. Sein Schnabel ist hervorragend geeignet, um damit Beute zu schlagen, er ernährt sich also von Fleisch (carnivor). Der Schnabel in B gehört einer Ente oder Gans und ist dazu geeignet, mit seiner geriffelten Lamellenstruktur glitschige Wasserpflanten zu sammeln.

Und warum können Spezialisierungen Nachteile haben? Erinnern wir uns daran, was wir im zweiten Teil von Aufgabe 2 gelernt haben. Wenn sich die Umwelt verändert, kann sich ein vorher vermeintlicher Vorteil in der neuen Umwelt als Nachteil entpuppen. Das ist umso gravierender, je spezialisierter die Anpassung ist und je gravierender und plötzlicher die Umweltveränderung eintrifft. Das soll dir folgendes Beispiel verdeutlichen: der Koala ist ein Beuteltier Australiens und ein extremer Nahrungsspezialist. Er verzehrt nur die Blätter bestimmter Eukalyptusarten. Er ist deshalb so erfolgreich, weil er die als einziger verdaut und von anderen Arten keine Konkurrenz befürchten muss. Wenn nun aber plötzlich alle Eukalyptusbäume verschwänden, könnte der Koala nicht auf eine andere Nahrung ausweichen, weil er dafür nicht angepasst ist. Er müsste verhungern. Insbesondere, wenn eine Umwelt sich häufig und rasch verändert, ist eine optimale Überlebensstrategie also, möglichst wenig spezialisiert zu sein, sondern ein Opportunist zu werden. Ein Allesfresser wie das Wildschwein kann damit bei wechselndem Nahrungsangebot sehr leicht von einer Nahrungsquelle auf eine andere umschwenken.

In Aufgabe 6 musst du zunächst erkennen, welche Skelettmerkmale dem Schimpansen gehören und welche dem Menschen. Bild A zeigt das Gebiss eines Schimpansen, was du deutlich an den großen, spitzen Eckzähnen erkennst. Bild B zeigt dein eigenes, also ein menschliches Gebiss. Bild C ist das breite, an den aufrechten Gang adaptierte Becken des Menschen und Bild D wiederum zeigt ein Schimpansen-Becken, das weit mehr an eine vierfüßige und nur zeitweilige zweibeinige Lebensweise angepasst ist. Damit kannst du auch die zweite Teilaufgabe schon abarbeiten: das Becken des Menschen ist so aufgebaut, dass man damit zweibeinig gehen kann.
Eine Gemeinsamkeit des Schimpansen- und Menschenskeletts ist der Aufbau der Hand: es gibt jeweils fünf Finger, wobei der Daumen den übrigen Fingern gegenüber gestellt werden kann (opponierbarer Daumen). Unterschiede sind zum Beispiel: Form des Brustkorbs, Länge der Armknochen im Verhältnis zum restlichen Körper, deutliche Augenbrauenwülste beim Schimpansen und ein kräftigerer Kieferknochen.
Schlussfolgerung: Schimpanse und Mensch sind nahe verwandt (Gemeinsamkeiten im Körperbau) und haben einen gemeinsamen Vorfahren, der Mensch ist im Unterschied zum Schimpansen aber an einen aufrechten, zweibeinigen Gang angepasst.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig