Eine Frage zur Wortbildung in der chinesischen Sprache?

3 Antworten

Im Chinesischen gibt es nicht allzuviele Personennamen, und jeder davon hat ein Zei­chen. Die Chinesen nehmen auch keine Namen aus anderen Sprachen oder Kulturen, wie das bei uns üblich und modern ist.

Fremdwörder werden gewöhnlich übersetzt. Für Computer gibt wiktionary 电脑 diàn­nǎo ‘elektrisches Gehirn’ und 計算機 jìsuànjī ‘planende, rechnende Maschine’ an. Sel­te­ner werden Fremdwörter lautlich übertragen, z.B. 得莫克拉西 démòkèlāxī ‘Demo­kratie’, aber weil das so sperrig und lang ist, sagt das heute keiner mehr, sondern verwendet das eingängigere 民主 mínzhǔ, Das aus den beiden Zeichen für ‘Volk’ und ‘Herrscher’ besteht — eigentlich müßte es also ‘Volksherrscher’ oder ‘König’ bedeu­ten, aber da hat man eben die Bedeutung umgedreht (‘das Volk als Herrscher’).

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik

Chinesisch ist wie das Deutsche eine sehr bildhafte Sprache. So wie wir "Handschuhe" und "Fahrstühle/Aufzüge" haben, haben die Chinesen "Feuerding" (Zug) und "essen-Suppe"(Mensa).

Als man mir einen Namensstempel schenkte, hat man einfach meinen Vornamen (dreisilbig) in phonetisch ungefähr gleich lautende chinesische Wörter übertragen, die eine schöne Bedeutung haben. Genauso hat man es mit meinem einsilbigen Familiennamen gemacht, der allerdings chinesisch nicht auszusprechen war und deshalb in 4 im Chinesischen lautlich mögliche Silben unterteilt wurde, von denen die letzte aber keine Wortbedeutung hat, sondern nur eine grammatische Funktion erfüllt.

Ich habe leider nur ein bisschen Chinesisch "für den Hausgebrauch" gelernt, kann auch keine Zeichenschrift lesen. Es gibt sicher Sinologen auf GF, die dir deine Frage wesentlich besser beantworten können.


whatsausername  31.05.2020, 21:40

汤/Tāng/Suppe ist nicht gleich 堂/Táng/Halle wie bei Mensa (unterschiedliches Zeichen, unterschiedlicher Ton). Und Zug wäre eher Feuerfahrzeug

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spanferkel14  01.06.2020, 19:01
@whatsausername

O.k., wieder was dazu gelernt. Xièxie nĭ 🙏🏻! Esshalle,👍, klar, das ergibt mehr Sinn als meine "essen-Suppe"🤣. Die "táng" kannte ich nicht, doch die tonlose "tāng" ließ ich jeden Mittag stehen, ohne zu hören, dass sie eben tonlos war, also nichts mit der "táng" in unserer Kantine (shítáng) zu tun hatte. Bei "huŏchē" bin ich von "qìchē" ausgegangen, habe "qì" als "fahren" interpretiert und "chē" als "Ding/Gerät o.ä." (und nicht als "Dampf+Fahrzeug") und so kam es dann nach meiner Logik beim Zug zum "Feuerding" statt zum "Feuerfahrzeug". - Auf diese Weise habe ich mir damals alle Wörter zusammengepfriemelt, die ich zur Verständigung brauchte. Ja, mit den Tönen hatte ich's nicht so. Ein weiteres Problem damals (beginnende 1980er Jahre) war, dass es kaum Bücher im Sprachensektor gab. Außerdem war Papier war rationiert. Ich hatte zwar als sogen. ausländischer zhuānjiā alle möglichen Privilegien, wurde aber in RMB bezahlt und nicht in "funny money" (=foreign exchange certificates), hatte Rations- und Berechtigungsscheine für alles Mögliche (Baumwolle, Fahrrad etc.), aber nicht für Papier. Ich konnte mir also nichts mit "funny money" + "guānxì" erschleichen.

Erst bei einem weiteren Aufenthalt Mitte der '80er Jahre (Papier war immer noch oder schon wieder rationiert) hatte ich nach Monaten das Glück, im Wàiwén Shūdiàn das dicke rote Xīn Hàn Dé Cídiăn (Das Neue Chinesisch-Deutsche Wörterbuch) zu erstehen. - Aber wenn man keine chinesischen Zeichen kennt, sich nur (radebrechend) in simpelsten Situationen verständlich machen kann und sich dann "über Gott und die Welt unterhält" mit Chinesen, die nur ihre Muttersprache +/- beherrschen, einem auch nichts einfacher erklären können, weil sie gar nicht begreifen, dass man bestenfalls zwischen 10 und 20% von dem versteht, was sie sagen, und wenn man sich dann 5 oder 6 Begriffe, die man nicht kapiert hat, in genauem Laut und Ton bis zum Abend merken will, damit man sie im WB nachschlagen kann, ......ouff! - Und das Schlimme damals war: Für das Nachschlagen jedes einzelnen Wortes brauchte ich manchmal auch bis zu 30 Minuten, wenn ich nicht mehr genau wusste, ob das Wort nun jiaodai, zhaodai, chaodai, shaodai oder yaodai war, vielleicht aber auch jiaopai, qiaopai oder chaobai, und vielleicht war das ja gar kein Kompositum, sondern 2 Wörter, wovon das eine vielleicht ein Verb war, ein Adjektiv oder nur ein Zählwort oder was weiß ich. Dann bei jedem evt. möglichen Laut noch sortieren nach den Tönen, und bei den jeweiligen Tönen dann noch unter all den Zeichen gucken, die es für diesen Laut mit diesem Ton gibt. Manchmal hatte man Glück, und gleich am Anfang der Suche stolperte man über das wahrscheinlich passende Wort, aber manchmal war die Suche auch vergeblich, weil man sich wohl doch gar nicht richtig erinnerte. - Heute, per Computer und online-WBs ist das schnell erledigt. Man tippt einfach in Pinyin ein, was man glaubt, gehört zu haben, und dann kommt irgendwas. Passt's nicht, nimmt man nen anderen Konsonanten etc. Im Papier-WB kann man dann später immer noch genauer nachschauen.- Hach, ich komme besser mit grammatischen Sprachen zurecht 🤗.

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