Sehr interessante Frage und auch wichtig, diese "Figur" zu verstehen.
Das hebräische Wort für "Engel“ ist "malak“, was "Bote“ bedeutet. Dieser besondere Bote ist nicht einfach nur ein Engel, sondern ein "Engel des Herrn“ ( JHWH). Der Bote Jahwes – oder auf Hebräisch malak Yahweh – ist der einzige Bote, der Jahwes Namen trägt. In Exodus 23,20-21 teilt Jahwe Mose mit, dass dieser Engel sie leiten wird, und dass sein Name in ihm ist.
Wenn man sich damit näher befasst ,fällt auf, dass dieser "Engel des Herrn" manchmal als "Bote JHWH`S spricht und manchmal so ,als wäre er JHWH selbst.
Wenn man Problemen wie diesem in der Bibel begegnet, kommt schnell der Gedanke, dass die Bibel sich selbst widerspricht oder kompliziert ist – besonders die hebräische Bibel.
In Genesis 16 begegnet uns eine Sklavin, die von ihrem Herrn schwanger geworden war, von ihrer Herrin beleidigt wurde und nun in die Wüste geflohen ist, um dort wahrscheinlich zu sterben. Die Bibel sagt uns, "der Engel JHWH`S fand sie an einer Wasserstelle in der Wüste“ (Genesis 16,7). Und diese Figur spricht zu Hagar.
Aber dann passiert etwas Seltsames.
Der Engel des Herrn sagte zu ihr, „Ich werde dir so viele Nachkommen schenken, dass man sie nicht mehr zählen kann.“ (Genesis 16,10)
Warum spricht dieser Bote oft mit einer solchen Autorität, als ob er selbst Gott wäre?
Normalerweise ist Jahwe derjenige, der diese Art von Segen ausspricht. Nun lesen wir weiter, wie der Engel des Herrn über Jahwe als eine andere Person spricht: "Jahwe hat gehört, wie du gelitten hast.“ (Genesis 16,11).
Erstmal geht man hier bestenfalls davon aus, dass dieser Engel im Namen Jahwes spricht – zumindest so lange, bis wir vom Erzähler hören, dass es Jahwe selbst ist, der da mit ihr redet! Und Hagar nennt diesen Engel "Gott“.
Hagar gibt ihm einen Namen. Da nannte sie den Herrn, also Jahwe, der zu ihr redete: Du bist ein Gott, der sich schauen lässt. (El Roi)
Wem gibt sie den Namen? Jahwe.
Aber wer spricht mit ihr? Der Engel des Herrn.
Aber hier steht, sie nennt Jahwe, der zu ihr redete. Also ist die Gleichung ganz klar: Der Engel des Herrn ist der Herr, der Engel Jahwes ist Jahwe. Das heißt: der ewig Seiende, der Unwandelbare. Damit ist klar: Das ist kein geschaffener Engel, kein geschaffenes Geistwesen. Das ist der Ewige selbst, der geschickt ist – von wem? Von dem Ewigen. Das ist schon höchst eigenartig.
Und wir sehen: Hagar glaubte an Jahwe, den Gott der Bibel. Und sie kannte den Engel Jahwes und sie gibt dem Engel Jahwes den Namen 'du bist ein Gott, der sich schauen lässt'.Der Engel des Herrn, hier müssen wir nie an ein geschaffenes Engelwesen denken, sondern an Gott selbst, der von Gott geschickt ist, obwohl es nur einen Gott gibt.
Ich muss nicht an ein Engelwesen denken, sondern es geht um Gott, der von Gott gesandt wird in die Welt und Gott sichtbar macht. Und dieser Gesandte ist ein guter Hirte, der das verlorene Schaf nach Hause führt, und er ist ein Prophet. Er ist Gott, der Gott offenbart.
Und wir könnten uns bei dieser Erzählungnoch etwas überlegen: Wenn jetzt klar ist, das ist der Gesandte Gottes, dann ist ja eigentlich klar, das ist der Sohn Gottes. Denn die Bibel offenbart uns ja ganz klar im NT, aber eben schon im AT, dass eben Gott ein Gott ist in dem Sinn, dass in der Gottheit aber drei Personen gibt: der Vater, der den Sohn sendet, und der Heilige Geist.
Auf komplexe Art und Weise, wird hier ausgeführt, wie der Engel des Herrn sowohl als Jahwe selbst, als auch als Jahwes Bote auftritt.
Wenn wir die Erzählungen der hebräischen Bibel lesen, finden wir mehrere Stellen, an denen die Autoren diesen Engel auf dieselbe komplexe Art und Weise darstellen, wie in der Geschichte von Hagar.
Zum Beispiel in der Geschichte vom brennenden Busch. Hier erscheint der Engel des Herrn Mose in einem brennenden Busch, aber dann sprach Gott selbst mit ihm aus dem Busch heraus (Exodus 3,1-6). Dasselbe Muster finden wir in den Geschichten von Abraham und Isaak (Genesis 22), Bileam (Numeri 22), Gideon (Richter 6), Elia (1. Könige 19) und David (1. Chronik 21), um nur einige zu nennen.
Weil dieses Muster sich durch die ganze Bibel zieht, können wir daraus schließen, dass die Autoren diese Figur bewusst und mit Absicht so komplex dargestellt haben. Auf diese Weise kann die Aufmerksamkeit der Leser gefesselt werden, indem sie Diskrepanzen schaffen, die zum Mitdenken und Erforschen herausfordern.
Die einheitliche Art und Weise, wie die Autoren den Engel des Herrn sowohl als Jahwe und als seinen Boten darstellen, hilft uns, dieses mysteriöse Wesen zu verstehen. Sie weist aber auch auf eine wichtige Facette von Jahwes Identität hin, nämlich dass Jahwe selbst ein überaus komplexes Wesen ist.
Wenn wir die komplexe Darstellung des Engels des Herrn verstehen, hilft uns das auch, die übergeordnete Geschichte der Bibel besser zu begreifen.
Es erscheint befremdlich, wenn z.B Jesus behauptet, er sei sowohl "eins mit dem Vater“, als auch jemand völlig anderes, nämlich "der Sohn“ (z.B. Joh. 10,30). Dennoch fallen diese, für heutige Leser verwirrenden, Aussagen in dieselbe Kategorie wie die Darstellung des Engels des Herrn.
Durch diese antike und kreative Art, Jahwe als eine komplexe Einheit darzustellen, können wir seine vielfältige Einheit der Liebe besser verstehen. Dies ist die Grundlage, um diese perfekte Gemeinschaft der Liebe zu begreifen – Vater, Sohn und Heiliger Geist – die wir Dreieinigkeit nennen.
Jahwe setzt sich auf persönlicher Ebene mit uns Menschen auseinander, während er gleichzeitig seine Identität als Gott über allem und völlig anders als wir beibehält. Dieser Gott nimmt menschliche Gestalt an, um mit Menschen in Beziehung zu treten, um die partnerschaftliche Beziehung zwischen Menschen und ihm selbst wiederherzustellen.
Diese komplexe Darstellung des Engels des Herrn zeigt auf einzigartige Weise Wahrheiten über das Wesen und die Identität Jahwes – nämlich, dass er eine komplexe Einheit ist, sowohl vereint als auch vielfältig, nahe und gleichzeitig über allem. Was wir in dem Engel des Herrn sehen, findet seinen Höhepunkt in der Person Jesus, der uns Menschen nahekommt, damit wir Gott nahekommen können.
Gott ist unsichtbar und darum sagt Johannes 1, 18: Niemand hat Gott jemals gesehen. Das heißt, Gott in seiner absoluten Gottheit ist für den Menschen gar nicht sichtbar.
Aber wir sehen ja im Fall von Hagar, der Gesandte des Herrn, der Bote des Herrn, kam in einer Menschengestalt – und das wird in weiteren Stellen dann noch klarer werden – einer Menschengestalt und machte Gott sichtbar. Das heißt, er nahm eine Form an, die für den Menschen sichtbar war und damit auch erträglich. Und was wird dort bei Hagar sehen, das ist genau das, was wir in Johannes 1 finden: Gott, der unsichtbare Gott, der Sohn wurde Mensch. Das Wort wurde Fleisch und dadurch können wir Gottes Herrlichkeit sehen.
Dieser Engel JHWH`S ist kein von Gott gesandter Bote, sondern eine Manifestierung Gottes in der Menschenwelt oder der Natur., eine Sichtbarwerdung der Gottheit. JHWH, der "Ich bin“, ist der Sohn Gottes. Wir haben daher in der mehrmaligen Erscheinung des Engels JHWH`S höchst beachtenswerte Offenbarungen des Sohnes Gottes, unseres Herrn, vor Seiner Menschwerdung.
Das Wort ( Jesus)ist selber Gott, ja, aber wurde Fleisch und hat Gott, weil er eine Form angenommen hat, die für den Menschen sichtbar ist, geoffenbart. Deshalb konnte Johannes sagen: " Und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, die Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater."
Und durch ihn sieht man den unsichtbaren Gott, den dreieinen Gott. Er wird sichtbar gemacht im Sohn. Man konnte den Sohn sehen. Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut. Und der Herr Jesus kann sagen: Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen. Also Gott macht sich sichtbar. Und das ist das, was wir lernen können aus 1. Mose 16: Du bist ein Gott des Schauens.
Und Hagar nannte den Namen des Herrn, der ihr in Engelsgestalt gegenübergestanden: "Du bist ein Gott, der sich schauen lässt!“ Er hatte ihr Geheimnis enthüllt und die Zukunft geoffenbart. Er ist derselbe, der viele Jahrhunderte später, da Er als Mensch auf diese Erde gekommen war, einer anderen Frau am Wasserbrunnen von Samaria begegnete und dessen Geheimnisse offenbar machte, - und auch sie bekannte Ihn als den Allwissenden. "Kommt, sehet einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was irgend ich getan habe“ (Joh 4,29).
Er ist derselbe, der in den Tagen Seines Fleisches sagte: „Ich und der Vater sind eins“, derselbe, der in künftigen Tagen die Welt in Gerechtigkeit richten wird, denn der Vater richtet niemanden, sondern das ganze Gericht hat Er dem Sohn gegeben (Joh 5,22).
Noch bedeutungsvoller und lehrreicher war die Begegnung dieses Engels mit Manoah und seinem Weibe, als Er ihnen die Geburt eines Sohnes ankündigte. Manoah fragte Ihn nach Seinem Namen. „Warum fragst du denn nach meinem Namen?“ antwortete ihm der Engel; „er ist ja wunderbar“ (Richter 13,18). Das Wort "Pele“, "wunderbar“, wird auch von Jesaja gebraucht, da er den Messias voraussagt, das Kind, das geboren, den Sohn, der gegeben, und dessen Namen "Wunderbar“ sein werde.
Manoah und sein Weib brachten dem Engel ein Opfer dar (Richter 13,19–22). Da geschah etwas Erstaunliches. Die Flamme stieg vom Altar gen Himmel empor, und der geheimnisvolle Besucher, der Engel Jahwe`s fuhr in der Flamme des Altars zum Himmel hinauf, von wo Er gekommen war, ein besonders eindrucksvoller Hinweis darauf, dass Er nach Seiner Menschwerdung selbst das Opfer sein und nach Vollbringung Seines Werkes in den Himmel zurückkehren sollte.
Man könnte hier jetzt tatsächlich ewig so weiter machen, aber für mich steht fest wer der Engel des Herrn ist: es ist der HERR selbst, Die Person unseres Herrn, wahrhaftig Gott und wahrhaftig Mensch.
Mose und Manoach sahen Gott. Sie konnten unmöglich den HERRN, also unseren himmlischen Vater Jahwe, gesehen haben. Also sahen sie Jesus, der Gott ist und der bereits existierte.
Auch Hagar hatte erkannt, daß der Engel des HERRN Gott ist. Aus dem Bericht mit der Begegnung mit Bileam wird deutlich, daß der Engel des HERRN und Jahwe eins sind, ebenso beim Reden vom Engel des HERRN in Bochim, wo er Aussprüche Jahwes in der Ich-Form weitergab. Der Engel des HERRN ist also eins mit Jahwe, aber selbst nicht Jahwe. Somit kann er nur Jesus sein.
DER ENGEL DES HERRN:
Er wird als Gott wahrgenommen
Er spricht als ob er Gott wäre
Er befiehlt Dinge aus eigener Autorität
Er vergibt Sünden
Er handelt als Richter
Er nimmt Anbetung an
Er tröstet
Er gibt Verheißungen
Es ist erstaunlich, dass Jesus Christus, der Sohn Gottes, im Neuen Testament auch so gehandelt hat.
LG