So gut wie alle meine Freunde wohnen allerdings im Land verteilt und wir sehen uns nur ultra-ultra-selten. Trotzdem sind das bislang die besten Freunde, die ich jemals hatte und die Freundschaften, die am längsten hielten. (Längste soweit 16 Jahre, Kürzeste circa 7 Jahre bisher und es wird ja noch mehr.)
Wir sind aber auch nach wie vor dicke miteinander. Also ist es nicht so wie bei dir.
Ich kann dich allerdings komplett verstehen, dass du alleine besser klar kommst und du soziale Kontakte anstrengend fühlst. Mir geht es genau so. Selbst eine Textnachricht zu schreiben, ist für mich schon anstrengend. Wenn ich mich dazu entscheide, Person A zu antworten, weiß ich, dass ich Minimum eine Woche neue Energie tanken muss, bis ich Person B antworten kann. Daher muss ich das alles gut einteilen, was mir meistens nicht gelingt. Ich könnte wahrscheinlich niemals eine Freundschaft pflegen, in der es Gang und Gebe wäre, sich z.B. jede Woche zu sehen und oft zu schreiben. (Dafür schreibe ich meistens sehr lange Nachrichten, wenn ich mich mal melde und andersherum genau so.)
Das hat auch irgendwie alles damit zu tun, dass mir solche Art von Freundschaften meine Privatsphäre rauben würden oder zumindest würde es mir so vorkommen. Ich bin jederzeit für meine Freunde "da" (via Text), wenn sie mich brauchen und mir schreiben, dass es wichtig ist, aber wenn deine Freunde jederzeit bei dir klingeln könnten ... Nein, das wäre viel zu viel für mich. Ich hasse Spontanbesuche.
Wenn du dann jedoch diesen Cut machst, würde ich das deinen Freunden sagen und ihnen erklären, weshalb du das machst. Entweder direkt sagen oder zumindest schreiben. Ich hatte nämlich mal eine (Internet-)Freundin für circa 6 Jahre (ist nun schon 5/6 Jahre her) und wir lebten uns auch immer mehr auseinander. Irgendwann schrieb' sie mir dann gar nicht mehr und ich musste ihr wochenlang quasi hinterherrennen, sie anschreiben. Irgendwann meinte sie dann, es hätte keinen Sinn mehr, sie hätte sich zu sehr geändert. Ich fragte sie, inwiefern sie sich bitteschön geändert habe (wir waren schon immer sehr verschieden), sie meinte, sie hätte keinen Bock, mir das zu erklären und wenn ich es nicht akzeptieren würde, müsse sie mich blockieren. Blablabla, gibt noch mehr zu erzählen.
Aber mein eigentlicher Punkt ist: Hätte ich sie nicht regelmäßig angeschrieben, hätte sie sich gar nicht gemeldet. Sie wäre in Ordnung damit gewesen, unsere jahrelange Freundschaft (wir waren "beste Freundinnen", dreimal hatten wir uns sogar getroffen) einfach so wegzuwerfen. Ich und meine Sturheit waren der Grund, weshalb wir uns noch halbwegs im "Guten" trennen konnten, schlussendlich. (Nicht wirklich, aber was soll's. "Im Guten" soll hier nur heißen: Wir haben uns gegen Ende nicht gestritten und konnten uns normal verabschieden.)
Wenn du einfach so gehen würdest, wären deine Freunde auf der Seite, auf der ich damals war und das ist absolut keine schöne Seite - Kannst du mir glauben. Selbst, wenn ihr kaum noch miteinander schreibt. Wenn ihr eine Freundschaft hattet, die mal richtig eng war, wäre es ... feige, egoistisch, einfach so zu gehen.
Doch ja, alles in einem kann ich dich absolut verstehen.