Als Evolutionsskeptiker stelle ich mich die Frage, ob die vorherrschende Evolutionstheorie die immense Vielfalt des Lebens auf der Erde und die Entstehung des Lebens selbst vollständig erklären kann.
Kurze Antwort: Ja, das kann die Evolutionstheorie. Die Evolutionstheorie ist sogar die einzige plausible Theorie, die das kann und gleichzeitig einer objektiven wissenschaftlichen Überprüfung standhält. Mit anderen Worten, es gibt gegenwärtig schlicht und ergreifend keine alternative Theorie zu ihr.
Außerdem ist die Evolutionstheorie zigfach belegt worden. Die Beweise dafür sind so zwingend, dass die Evolutionstheorie faktisch als wahr angesehen werden muss. Die Belege habe ich an anderen Stellen auf gutefrage schon öfter erläutert, das spare ich mir hier und verweise auf die anderen Antworten.
Die Existenz von Zwischenformen und fossilen "Lücken":
Entschuldige, wenn ich das so deutlich sage, aber dies ist kein Argument. Dieses "Argument" führten die Evolutionsleugner bereits zu Darwins Zeiten an und schon Darwin selbst hat sich dieses Einwands gegen seine Theorie angenommen und ihn entkräftet. Obwohl dieser Einwand seit 165 Jahren widerlegt ist, werden die Ecolutionsleugner nicht müde, ihn immer wieder aufzuwärmen wie kalten Kaffee - dabei völlig auser Acht lassend, dass ihr "Argument" mit jedem Aufwärmen nicht besser wird.
Der Fossilienbericht ist tatsächlich lückenhaft. Weil für den Fossilisationsprozess die äußeren Bedingungen stimmen müssen und das ist leider nur äußerst selten der Fall. Statistisch gesehen wird von den gegenwärtig 8 Mrd. auf der Erde lebenden Menschen nicht einmal einer einen kleinen Finger als Fossil hinterlassen. Dass wir überhaupt Fossilien finden können, ist ein riesengroßer Glücksfall. Die allermeisten Lebewesen verschwinden von der Erde, ohne eine Spur von sich zu hinterlassen. Das bedeutet aber nicht, dass etwas, bloß weil es keine Spuren hinterlassen hat, nicht existierte. Und man muss ganz klar betonen: Fossilien sind zwar sehr anschauliche Belege für die Evolutionstheorie, sie sind aber absolut nicht notwendig, um die Evolutionstheorie zu beweisen, weil es noch eine ganze Fülle viel besserer Belege gibt.
Zudem haben wir ja in den 165 Jahren seit Darwins Erstveröffentlichung sehr wohl eine ganze Fülle an fossilen Brückenfossilien aus der Erde gegraben. Die Naturkundemuseen weltweit sind voll damit. Das bekannteste Beispiel, der Urvogel Archaeopteryx, wurde sogar schon wenige Jahre nach der Erstveröffentlichung von Darwins Hauptwerk On the Origin of Species (1859) entdeckt, nämlich 1861. Seitdem kamen unzählige weitere hinzu: Tiktaalik, Ichthyostega, Seymouria, Morganucodon, Anchiornis, Sahelanthropus, Homo habilis, ... Wie gesagt, die naturkundlichen Sammlungen der Museen und Universitäten sind voll davon.
Und wir müssen uns nicht einmal versteinerte Reste anschauen, um Zwischenformen zu finden. Es gibt auch lebende Zwischenformen. Die Kloakentiere (Monotremata) sind als Eierlegende Säugetiere ein lebender Beweis für die Abstammung der Säugetiere von sog. "säugerähnlichen Reptilien", indem sie sowohl plesiomorphe "Reptilien"-Merkmale (eierlegend; Harn-, Geschlechts- und Darmausgang münden in einen gemeinsamen Ausführungsgang (Kloake); Schultergürtel weißt ein deutlich ausgeprägtes Coracoid auf) als auch apomorphe Säugermerkmale (drei Gehörknochen im Mittelohr, sekundäres Kuefergelenk, Fell, Schweiß- und Milchdrüsen) aufweisen.
Fazit: das "Argument" der fehlenden Zwischenformen ist damals wie heute unhaltbar.
aber jedes Museum stellt nur Abgüsse zur Verfügung keine echten Australopitheca.
Das stimmt schlicht und ergreifend nicht. Selbstverständlich werden in den Museen auch Originalexponate ausgestellt. Es ist zwar richtig, dass in den Ausstellungen auch häufig Abgüsse zu sehen sind. Die Originale bewahren die Museen aber trotzdem auf - nur eben "hinter den Kulissen". Allein die Tatsache, dass die Abgüsse ja vom Original genommen werden müssen, entkräftet deinen Vorwurf.
Weshalb ein Museum in der Ausstellung "nur" einen Anguss ausstellt, kann verschiedene Gründe haben. Das Fossil kann sehr wertvoll sein und wird zu seinem Schutz hinter den Kulissen aufbewahrt. Auch ist es dort für Forschende leichter zugänglich. Schließlich gibt es auch ganz pragmatische Gründe: oft sind die Fossilien unvollständig. Es geschieht ganz selten, dass ein Lebewesen komplett erhalten ist. Weil ein Fossil als Ganzes für die Besucher aber anschaulicher aussieht, werden die fehlenden Teile durch Abgüsse ersetzt. Außerdem darf man nicht vergessen, dass Fossilien extrem schwer sind. Würde man die Fossilien aus den Originalteilen rekonstruieren, wären sie für eine stabile Haltekonstruktion viel zu svhwer. So geschehen z. B. bei Tristan Otto, einem der ersten ausgestellten Skelette des Tyrannosaurus rex in Europa, der gegenwärtig im Naturkundemuseum Berlin zu sehen ist. Das gezeigte Rumpfsjelett ist das Original. Der Schädel wäre zu schwer, er wurde durch einen Abguss ersetzt. Der Originalschädel wird gesondert ausgestellt.
Die Komplexität des Lebens:
Hier vermischst du zwei -ebenfalls längst widerlegte - "Argumente" der Evolutionsleugner:
- das Unwahrscheinlichkeitsargument und
- das Uhrmacher-Argument.
Das Unwahrscheinlichkeitsargument lässt sich sehr einfach entkräften allein dadurch, dass "unwahrscheinlich" nicht gleichbedeutend mit "unmöglich" ist. Genau so argumentieren die Evolutionsleugner aber: es wäre unwahrscheinlich, dass Leben einfach so entstanden sein könnte, folglich müsste es unmöglich sein. Das ist aber ein Fehlschluss. Statistisch gesehen ist es schließlich auch sehr unwahrscheinlich, dass ich heute im Lotto den Jackpot gewinne; es ist aber, da sind wir ubs sicher einig, nicht unmöglich, denn von Zeit zu Zeit tippt ja tatsächlich jemand sechs Richtige.
Zudem lässt sich das Unwahrscheinlichkeitsargument ganz leicht mit dem anthropischen Prinzip entkräften. Der Zufall spielt dann keine Rolle mehr; allein die Tatsache, dass Leben existiert, genügt.
Nicht unerwähnt bleiben soll außerdem die Multiversum-Hypothese. Ich bin aber kein Physiker und erwähne sie hier nur der Vollständigkeit halber.
Das Uhrmacher-Argunent besagt, dass die Lebewesen zu komplex seien und nur funktionstüchtig wären, wenn jedes Teil, ähnlich wie bei einer Uhr, von Anfang an an seinem "richtigen" Platz gewesen wäre. Die Evolutionsleugner schlussfolgern daraus, dass das Leben, ähnlich wie die Uhr von einem Uhrmacher, von einem "Schöpfer" gemacht worden sein müsste. Als "Lieblingsbeispiel" führen sie gerne das komplexe Linsenauge an. Ausgerechnet dieses Lieblingsbeispiel der Kreationisten entkräftet aber ihre eigene Argumentation. Denn verschiedene Evolutionsstufen von Augen existieren sehr wohl und die "komplexeren" lassen sich sehr leicht von den "primitiveren" ableiten. Bei den Weichtieren (Mollusca) etwa begegnen uns alle nur denkbaren Augenformen: angefangen bei "primitiven" Augenflecken über schon etwas "fortschrittlichere" Augengruben über "Lochkameraaugen" bis hin schließlich zum "komplexen" Linsenauge.
Welche alternativen Erklärungsansätze könnten für die Entstehung des Lebens und die Artenvielfalt in Betracht gezogen werden
Aus wissenschaftlicher Sicht? Gar keine! Es gibt "Alternativen", die aber allesamt dogmatisch sind, also allein auf Glauben basieren und die Kriterien einer wissenschaftlichen Überprüfbarkeit nicht erfüllen.
und wie lassen sich diese Hypothesen im Vergleich zur Evolutionstheorie bewerten?
Sie sind unwissenschaftlich und müssen deshalb abgelehnt werden.