Meine Mum (Jüdin) fand ihn Anfangs auch ok. Bis dann Freunde und Verwandte spurlos verschwanden und die HJ einmal versuchte sie zu lynchten. Da wachte sie auf, zusammen vieler ihrer nichtjüdischen Freunde.
Sie überlebte von Versteck zu Versteck.
Mein Vater, der zu dem Zeitpunkt meine Mom noch nicht kannte, hat gleich den Braten gerochen. Trat sogar 1936 mit der Begründung aus der HJ aus: "Das sind die falschen Ziele für Deutschland, das sind nicht meine Ziele."
Die Familie meines Vaters hatte noch ein sehr großes, mehrstöckiges Haus in Hamburg-Altona, worin sie wohnten. Nach dem Austritt kam die gesamte HJ in HH täglich vor das Haus und riefen immer wieder im Chor: "Rosch raus, Rosch raus...". Seine Mom versuchte es immer wieder mein Dad zu überreden, weil sie sonst befürchten muß, daß man die Familie ins Lager steckt. Aber mein Vater blieb hart.
Ich bin so stolz auf meinen Vater, noch oft mußte er mir das Erlebnis erzählen, meine Brust schwoll jedes Mal dabei an. Im Krieg selber half er Regime-Gegner bei der Flucht und wurde nie erwischt. Man hatte immer einen Verdacht, aber niemand wollte gegen ihn aussagen. So wurde er mal hierhin, mal dorthin stationierte, so ziemlich alles zwischen Hammerfest und Griechenland, zwischen russischer Front und Portugal. Desateure gab's überall, den er helfen konnte.
Als die Amis kamen und meinen Vater aufgriffen, waren sofort zig Leute parat, die meinen Vater in Schutz nahmen. Er wurde nicht bestraft.
Wenige Jahre später lernte er meine Mom kennen, Mitte der 50er kam dann ich. Sie waren mir die besten Eltern der Welt.
Und so furchtbar stolz auf meinen Dad. Ein großes Vorbild für mich.