Übergang Sturm und Drang zur Klassik

2 Antworten

Goethe und Schiller entdeckten in dieser Zeit die Ideale der Antike für sich (warum? nun, es hat sie einfach interessiert). Besonders Goethe konnte sich auf seiner ItalienReise ein sehr gutes Bild von klassischer Ästhetik machen.

Bei Goethes (überliefertem) Charakter war es nicht sonderlich verwundernd, dass er sich mehr und mehr diesen Idealen zuwandte. Er mochte harmonische Veränderungen (Evolution) immer lieber, als revolutionäre.

Schiller stellte auch schon in seinen frühen Werken Ideale auf, die sich in der Klassik dann wieder finden. Zum Beispiel in Don Karlos Menschenrechte und das Versuchen diese ohne Gewalt zu erlangen.

Goethe wurde durch die italienische Reise 1786 zum Klassiker, sagt man im Allgemeinen. Diese Reise ermöglichte ihm zunächst einmal die innere Distanzierung von Charlotte von Stein und damit die notwendige Freiheit für seine weitere Dichterexistenz. Denn in den 10 Jahren seiner Liebe zur Frau von Stein hatte er dichterisch kaum etwas zuwege gebracht., außer im Bereich der Lyrik. Goethe 1827: „....dass ich in den ersten zehn Jahren meines weimarischen Dienst- und Hoflebens so gut wie gar nichts gemacht, dass die Verzweiflung mich nach Italien getrieben.....“ Charlotte von Stein wollte ihn weiter beherrschen, und sie war sich ihrer Macht über Goethe nur zu bewusst. So brachte die überstürzte Reise nach Italien (er verabschiedete sich von niemandem, nicht einmal von Charlotte) den endgültigen, nicht mehr heilbaren Bruch mit seiner großen Liebe. Allerdings hatte Charlotte von Stein, obwohl sie ihn in seiner Freiheit einengte, paradoxerweise doch entscheidenden Anteil am Durchbruch Goethes zur Klassik. Sie war es, die Goethe sozusagen zum Klassiker erzog. Die Sturm-und-Drang-Allüren, die ihr maßlos auf die Nerven gingen, hat sie ihm gründlich ausgetrieben. Die berühmte Stelle aus dem „Tasso“, wo die Prinzessin zu dem Dichter Tasso sagt: „Erlaubt ist, was sich ziemt!“ (nachdem Tasso meinte: „Erlaubt ist, was gefällt!“) könnte genauso Charlotte von Stein zu dem Stürmer und Dränger Goethe gesagt haben, der daraufhin das Ungehobelte und Ungeschliffene seiner Sturm-und Drang-Zeit allmählich ablegte. Damit war Goethe bereits vor seiner Abreise nach Italien zum Klassiker gereift. Was ihm nur noch fehlte, war seine Freiheit (s.o.). Die beiden klassischen Werke „Iphigenie“ und Tasso“ hatte er bereits in Weimar in Prosasprache fertig gestellt (den „Tasso“ 1780/81, Fassung nicht mehr greifbar), er war also schon in Weimar zum klassischen Dichter gereift. In Italien arbeitete er die beiden Dramen nur noch in die Blankversform um („mit neuer Lust zum Schaffen die Geschichte des Tasso ergriffen“).