Kind nicht zu bändigen?
Mein Sohn ist 3 und er bisher immer ein sehr ruhiger und ausgeglichener Charakter. Wir hatten immer eine sehr enge Bindung was es einfach machte das er kooperiert und sich vieles erklären ließ. Natürlich hatte er auch mal Trotzanfälle oder testete Grenzen. Aber trotzdem reagierte er immer auf Erziehungsmaßnahmen. Aber aktuell ist er wirklich nicht zu bändigen. Er ist den ganzen Tag soooo aufgedreht und völlig ohne Hemmungen. Er spricht jeden an und labert die Leute regelrecht zu. Zu mir ist er den ganzen Tag einfach nur gemein und macht all das was er nicht tun soll. Aber was mich eben richtig verzweifeln lässt, ist das er auf nichts reagiert. Es ist egal was oder wie ich es mache oder sage. Entweder er ignoriert es oder sucht sich gleich das nächste. Ich kann erklären, ich kann ruhig bleiben, ich kann ihn wegschicken, ihm Sachen abnehmen oder laut werden. Es zeigt alles keinerlei Wirkung. Fängt schon an wenn ich ihn vom Kindergarten abhole. Er freut sich total. Wir ziehen ihn an, dann kommt er nicht. Ist er endlich draußen wird im Flur nochmal die Laterne runtergerissen. Sind wir da draußen reißt er draußen am kaugummiautomat rum. Im Auto springt er mir dann so schnell von Sitz zu Sitz das ich ihn nichtmal einfangen kann. Zuhause angekommen steigt er dann erstmal aus um die Blumen draußen zu verkloppen und bekommt dann einen schreikrampf auf der Terrasse weil er nicht rein will. Beim einkaufen fährt er einen kleinen Wagen, ich sage ihm schon vorher wie wir uns verhalten. Er fährt dann schnell und manchmal eben auch Sachen um. Dann nehme ich ihm den Wagen ab, setzte ihn in meinen großen. Da nimmt er dann die Lebensmittel und beißt rein. An der Kasse wird alles ausgeräumt und weggeschmissen. Ich bin wirklich komplett am Ende mit meinen Erziehungsmitteln. Und er lacht nur. Es kommt nichts an. Keinerlei Einsicht oder scham. Kennt jemand sowas? Ist das ne Phase? Geht das wieder vorbei? Ich bin da aktuell wirklich so genervt das es mir auf die Bindung schlägt
2 Antworten
Das hört sich sehr extrem an.
Mit 3 begann bei meinem Sohn auch die Phase, in der er unbändiger wurde und nach der Kita viel mehr ausgelaugt war.
Klar sollte dabei sein, dass ein Kitatag einem Arbeitstag entspricht. Die Kinder müssen mehrere Stunden lang funktionieren, auf Anweisungen hören, sich an REgeln halten. So sehr es den meisten Kindern Spaß macht, dort zu sein, so sehr strengt es sie auch an. Wenn sie dann endlich heim kommen, haben sie ein großes Bedürfnis nach Ruhe, so wie es die meisten Arbeitnehmer auch haben. Sie sind geschafft.
Mein erster Tipp wäre also, so wie es möglich ist, den Alltag umzustrukturieren und runter zu fahren. Das fängt damit an, die "richtige" Abholzeit herauszufinden. Ich gehe mal davon aus, dass ein früheres Holen nicht geht. Aber manchmal gibt es auch später nochmals ein besseres Zeitfenster, in dem er zugänglicher ist. Man sollte seine ERschöpfung anerkennen. Das heißt auch, eher mal Aufgaben, die er natürlich alleine erledigen kann, übernehmen. Vielleicht hilft es, wenn du ihm jetzt wieder die Schuhe anziehst, auch wenn er es natürlich selber kann. Dann ist das nun nicht die richtige Zeit dafür. Bei uns ist es so, dass wir nach der Kita erstmal heimfahren (seit dem Umzug können wir nicht mehr laufen - da hatte ich ihn in dem Alter nämlich noch im Buggy sitzen und er konnte den Heimweg dösen) und dort eine Zwischenmahlzeit essen. Das gibt neue Energie. Danach kann er frei spielen. Was ich unbedingt vermeiden würde, ist das Einkaufen mit ihm. Damit schaffst du wieder eine Situation mit sehr vielen Reizen bei gleichzeitigem Funktionierenmüssen. Wenn es nicht geht, dass der Einkauf schon erledigt ist, bevor du ihn abholst, dann schiebe ihn wenigstens auf das Wochenende. Auch dann ist es besser, wenn es ohne Kind geht.
Wenn er gemein zu dir ist, dann würde ich das Spiel abbrechen und den Raum verlassen und erst eine Kontaktaufnahme wieder dulden, wenn er sich anders verhält.
Und draußen frei springen lassen, würde ich ihn aktuell auch nicht mehr. Wer sich nicht benehmen kann oder will , muss an der Hand bleiben. Dann ist frei rennen einfach nicht mehr möglich. Manche Dinge muss man als Eltern auch schon im Ansatz und bevor es passiert verhindern. In dem Alter sollte er noch gar nicht in der Lage sein, selbst aus dem Auto aussteigen zu können. Kindersicherungen und so.
Vielleicht auch mal einfahc mit ihm auf der Terrasse sitzen bleiben, bis Schreikampf vorbei ist. Dann geht es halt nicht rein. Nur dass natürlich so lange auch draußen nichts zerstört wird.
Verständlich, dass dich das nervt. Hast du mit den Erziehern im Kindergarten geredet, ob gerade irgendetwas los ist zwischen ihm und anderen Kindern? Es wirkt, als wäre der Kleine sehr überdreht, das kann durch eine Form von Stress entstehen die allerlei sein kann.
Meine Nichte, damals gleiches Alter, hat sich genauso benommen als mal die ganze Familie zu einer Hochzeit gekommen ist und sie keinen hatte der richtig mit ihr spielen konnte, das war sie damals noch nicht gewohnt. Auch wenn man sich ihr gewidmet hat, war sie dann sehr gestresst und aufgedreht. Bekommt ihr ein neues Baby? Gab es in letzter Zeit irgendwelche Veränderungen Zuhause? Musstet ihr zum Beispiel mehr arbeiten oder hattest du vielleicht Streit mit deinem Partner? Es ist alles möglich und ihr müsst euch für nichts Vorwürfe machen, ihr seid schließlich auch nur Menschen.
Unabhängig davon, würde ich wie gesagt mal im Kindergarten nachfragen, was die Erzieherinnen denken, dann würde ich mir auch mal seine Kinderbilder anschauen, ob dir da was merkwürdiges auffällt. Mach auch vielleicht mal einen Ausflug ganz mit ihm alleine, lass ihn sich mal in der freien Natur austoben und wenn ihr danach ein Eis oder sowas esst, ist er vielleicht schon müde genug dass er die mehr zuhört, dann kannst du ihn vielleicht mal in ein Gespräch verwickeln, was ihn denn grade beschäftigt. Vielleicht erfährst du dann was.
Wenn die Erzieherinnen ebenso ratlos sind wie du und es mit der Zeit nicht besser wird, würde ich mich vielleicht mal zu einem Kindertherapeuten begeben, es hört sich jedenfalls an, als wäre er irgendwie mit irgendetwas sehr überfordert und würde deswegen irgendwie überdrehen.