Emotionaler Missbrauch in der Kindheit?
Hallo,
ich hatte als Erwachsene viele Jahre Therapie, um mit Problemen im Umgang mit meiner Familie zu verarbeiten. Letztens habe ich nach 2 Jahren zum ersten Mal meine Schwester, mit der ich während Corona keinen Kontakt hatte wiedergesehen. Wir hatten keinen Kontakt, weil sie mich mit ihren paranoiden und aggressiven Annahmen, die sie auf mich projiziert hatte, so fertig gemacht hat. Aber mich hat das Treffen vor einigen Tagen wirklich sehr berührt, und ich hatte den Eindruck, dass es ihr vielleicht nicht gut geht. Sie kann sich teilweise überhaupt nicht gut abgrenzen im Beruf, übernimmt auch die Meinung von ihrem Freund, auch wenn es ihr Nachteil ist, und löst zwischenmenschliche Probleme oft auch sehr unreif, weil sie sie überfordern.
Ich denke es hat auch mit unserer Kindheit zu tun.
Unsere Mutter ist auch oft überfordert mit ihren eigenen Gefühlen und dann ist meist jemand anderer Schuld, meistens ich, und sie erwartet auch, dass wir uns um sie emotional kümmern. Ich glaube in der Kindheit hat sie sich von uns erwartet dass wir sie glücklich machen und dass sie sich nicht alleine fühlt. Aber mir hat da meine Therapie gut geholfen, die ich auch noch weitermache. Und wir sind ja jetzt erwachsen und die Eltern werden älter.
Wie meint ihr, kann ich meine Schwester unterstützen? Auf mich wirkte sie etwas resigniert und leicht depressiv. Meine Mama würde ich auch gerne unterstützen, gleichzeitig weiss ich dass man seinen Eltern besser hilft wenn man ihnen zeigt, wie sie bessere Eltern sein können als sie umgekehrt zu bemuttern, sie retten zu wollen oder sich ständig selbst zurückzunehmen.
2 Antworten
Du kannst Deine Schwester unterstützen, indem Du - jeweils passend zur Situation - von Dir erzählst. Ungefähr so:
"Diese Situation erinnert mich an das, was ich gelernt habe: .................................." Und dann gib Deiner Schwester Zeit, darüber nachzudenken.
Richtig: Auch mich irritiert es immer wieder, wenn erwachsene Kinder ihre eigenen Eltern wie Kinder behandeln! Bevormunden ist schrecklich, wenn ältere Leute doch noch eigene Entscheidungen treffen können - und sollten!
Jedoch braucht es Einsicht der Eltern, dass ihr Verhalten und ihre Denke falsch sind. Wenn diese Einsicht fehlt, dann kannst Du nichts machen! Dann wird Deine Mutter immer davon überzeugt sein, das Richtige zu tun. Erst, wenn sie merkt, dass was schief läuft, kann sie Hilfe annehmen. Gar nicht mal von Dir. Denn Du bist kein Therapeut - und solltest auch nicht als ein solcher auftreten: Du könntest Dich selbst kaputt machen dabei.
Auch Deine Schwester muss erkennen, dass sie nur sich selbst helfen kann.
Du bist bereits in Therapie. Du hast viel gelernt - weil Du bereit warst, Deine Denke zu überdenken und anders zu handeln. Glückwunsch dazu. Das meine ich ernst: Wer bereit ist, sich helfen zu lassen, der kann viel dabei gewinnen. Deine Verwandten müssen das noch erst erkennen lernen.