Im September 2022 zerstörten Sprengladungen die politisch umstrittenen Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2. Wie ist der Stand der Ermittlungen?

Auf den Spuren einer Segelyacht

Zwanzig Monate ist es inzwischen her, dass drei gewaltige Explosionen die Nordstream-Pipelines zwischen Russland und Rügen zum Bersten brachten - und noch immer suchen die Ermittler der Bundesanwaltschaft und des Bundeskriminalamtes nach den Tätern. Wenig dringt seither über die Ermittlungen nach außen, nur so viel: Die Spur in Richtung Ukraine hat sich weiter erhärtet. Süddeutsche Zeitung, ARD und die Zeit hatten im vergangenen September über mögliche Tatbeteiligte mit ukrainischem Hintergrund berichtet und über die Seereise der Andromeda, einer 15 Meter langen Segelyacht, quer durch die Ostsee. Die Fahnder sind sich inzwischen sicher, dass das Schiff für die Anschläge genutzt wurde. Unter anderem fanden sie auf dem Boot Teile von Tauchequipment und Sprengstoffreste. Die Andromeda war Anfang September 2022 von Rostock aus mit vier Männern und einer Frau an Bord in See gestochen und hat auf ihrer Reise in Häfen in Dänemark, Schweden und Polen festgemacht. In der Zeit wurden die Yacht und ihre Crew mehrmals von Seglern gesichtet. Und sie hielt sich zum fraglichen Zeitpunkt auch in der Nähe der Explosionsstelle auf.

Dänemark und Schweden haben die Suche nach den Tätern eingestellt

Dem Vernehmen nach versuchen die Ermittler derzeit, mit Hochdruck den wahren Identitäten der Crew weiter nachzugehen. Doch die Ermittlungen verlaufen zäh. Geheimdienste haben ihre Hände im Spiel, so viel ist sicher. Die Fahnder haben mit falschen Pässen und gestohlenen Identitäten zu tun. Hinzu kommt: Dänemark und Schweden haben in den vergangenen Monaten die Suche nach den Tätern eingestellt. Und auch Polen, wo die Andromeda zwischenzeitlich festmachte, ist bislang keine Hilfe. Mögliche Videoaufnahmen vom Hafen von Kolberg, die die Mannschaft der Andromeda vielleicht hätten zeigen können, seien längst gelöscht, heißt es. Eine Liste mit Namen, die Warschau im vergangenen Jahr mitteilte und die angeblich mit russischen Personen in Verbindung gebracht wurden, hielten die Ermittler für wenig glaubhaft.

Und zu allem Überfluss präsentierte Russland zuletzt die Namen möglicher ukrainischer Täter - doch die deutschen Sicherheitsbehörden sind sich sicher, dass auch das nur eine gezielte Desinformation war. Der nächste Schritt wäre ein mögliches Rechtshilfeersuchen an die Ukraine. Doch davor schrecken die Ermittler bislang zurück. Sie fürchten, dass dadurch derzeit mehr Spuren verwischt als Klarheit geschaffen werden könnte.

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